Gebärdensprachen sind natürliche Sprachen mit denselben komplexen grammatischen Strukturen und derselben Aussagekraft wie Lautsprachen. Linguistische Untersuchungen zu einer Vielzahl verschiedener Gebärdensprachen belegen, dass diese auf allen grammatischen Ebenen trotz einiger Besonderheiten im Wesentlichen denselben grundlegenden Regeln und Prinzipien folgen wie Lautsprachen. Dies bedeutet, dass Menschen für die Kommunikation zwei äußerst verschiedene Modalitäten der Produktion und Wahrnehmung zur Verfügung stehen. Unsere Sprachfähigkeit ist demnach nicht auf eine bestimmte Modalität festgelegt, weder auf die akustisch-auditive Modalität von Lautsprachen, noch auf die gestisch-visuelle Modalität von Gebärdensprachen. Für gehörlose Menschen sind Gebärdensprachen jedoch die natürliche Muttersprache, die ihnen eine barrierefreie Kommunikation ermöglicht. In diesem Vortrag werde ich zuerst einen kurzen Einblick in die grammatischen Strukturen von Gebärdensprachen geben. Dabei werden anhand ausgewählter Phänomene wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Laut- und Gebärdensprachen aufgezeigt. Danach werde ich zeigen, wie Gebärdensprachen als natürliche Muttersprache von gehörlosen und hörenden Kindern erworben werden. Abschließend gehe ich dann auf die Frage ein, wie eine moderne bilinguale Erziehung aussehen könnte.
Die Veranstaltung wird durch Schriftdolmetscher und Gebärdensprachdolmetscher übersetzt.
Anmeldung an meibauer@uni-mainz.de
Veranstalter: Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Zweig Mainz