Mittwoch, 18. September
Der Blog ist doch noch nicht ganz fertig. Wir sind gut, pünktlich, mit allem Gepäck zuhause angekommen. Jedenfalls die Hälfte der Gruppe. Die andere Hälfte macht Urlaub an der Westküste der USA und kommt erst am 28. September zurück.
Es gießt gerade in Strömen, größer könnte der Unterschied zu den letzten Tagen nicht sein. Trotzdem: Sonne – von schönen Sonnenblumen! Ein Willkommensgruß zuhause!
Ich habe einigen Leuten in den Staaten schon geschrieben und gedankt: Schwester Maureen, ihrer Schwester Susan, Ed Michor, Father Joe Mulcrone, Colleen Curry, Ed Michor, Father Mike Depcik und seiner Familie… Die anderen kommen noch im Laufe des Tages.
Außerdem habe ich noch ein paar weiterführende Informationen in den Blog eingefügt:
Die offiziellen Bilder der Professfeier
Predigt beim ProfessjubiläumInfo: Die Josefsschwestern von Carondelet
Fürbitten in der Dankmesse von Schwester Maureen
Info: Die Josefsschwestern und die Gehörlosenbildung
Info: Die Chicago Hearing Society
Info: Das Anixter Center
Es fehlen noch:
Info über das Chicago Children Advocacy Center
Predigt im Francis Borgia Center for the Deaf in Chicago über die Gehörlosenseelsorge in Deutschland und Trier
Diese Texte werden auch noch im Lauf des Tages eingestellt. So kann ich der Reise noch etwas weiter nachspüren, bevor der Alltag mich wieder einholt….
Montag, 16. September
Die Delegationsreise nach Chicago und St. Louis geht zu Ende. Es gab viele wunderbare Begegnungen und viele neue Informationen. Unterschiedlich – je nach Zusammensetzung Anlass. Es wurde intensiv diskutiert, wie in der CHS – und ausgiebig gefeiert, wie beim Abschlussfest in Chicago und beim Jubiläum von Schwester Maureen in St. Louis. Wir haben alte Freunde wiedergesehen, Freundschaften aufleben lassen und auch neue Freundschaften geknüpft.
Was mir besonders gut gefallen hat: Alle aus der Gruppe – auch diejenigen, die zum ersten Mal in Amerika waren – haben sich ganz gut mit den Amerikanern unterhalten können – in ASL. Tims Unterricht war nicht umsonst!
Jede und jeder aus der Gruppe hat eigene Erfahrungen gemacht. So wird dieselbe Reise von jedem und jeder anders erzählt werden. Dieser Blog ist MEINE Sicht. Ich habe mich sehr gefreut, dass viele mit uns unterwegs waren und den Blog gelesen und fleißig Kommentare geschrieben haben.
Das war alles viel mehr Arbeit, als ich gedacht hatte. Und wenn Fabio seinen „Mac-Laptop“ nicht dabei gehabt hätte, hätte es keinen Blog geben. Das hätte ich nicht alles auf dem Smartphone tippen können. Danke Fabio und Christian, die tapfer versucht haben, mich online zu halten….Meistens mit Erfolg! Ich bin halt kein „Digital Native“, sondern ein „Immigrant – 1. Generation“ aus Analogien…. Danke auch an Helga, die in letzter Minute noch für „Goldbären“ sorgte, damit auch der letzte Blog noch geschrieben werden konnte – allerdings nicht in St. Louis, sondern in Dublin.
Ob und wie wir in Frankfurt ankommen, bleibt unser Geheimnis. Irgendwas muss ja auch noch „handlich“ erzählt werden.
Wie es weitergeht mit den Erfahrungen von der Reise? Nun, die nächste Sitzung des Arbeitskreises „Politik – Soziales – Bildung“ ist am 25. September….
Danke für Euer Interesse – Take care (passt auf Euch auf) und Tschüß!
Sonntag, 15. September
„500 Jahre im Dienst Jesu für die Menschen“. So begrüßte Pfarrer Jerry Warris die 10 Jubilarinnen. Es war eine bewegende Feier. 10 Frauen mit Erfahrung, Geist und Schaffenskraft. In bunten Kleidern von ganz einfach bis ganz modebewusst. Sie wurden von ihrer damaligen Novizenmeisterin (Ausbildungsleiterin) wieder aufgerufen – so wie damals vor 50 Jahren. Eine Schwester hatte sogar ihre eigene Mutter dabei. Unglaublich. Schwester Maureen war dabei. Alle saßen in der ersten Reihe im Viereck um den Altar. Eine Schwester begrüßte, eine las die Lesung vor, eine andere den Abschnitt aus ihrer Ordensregel. wieder eine andere verkündete das Evangelium und hielt die Predigt. Andere hatten die Fürbitten vorbereitet oder halfen als Kommunionausteilerinnen. Insgesamt spielten die Frauen klar und deutlich die Hauptrolle. Power-Frauen! Der Priester hatte wirklich nur die priesterlichen Gebete zu sprechen.
Die Predigt von Schwester Rose Mac Laerney war bemerkenswert. Sie schilderte den Weg ihrer Berufung im Lauf der letzten 50 Jahre. Es gab eine große Überschrift: Wandel. Ich werde einen kleinen Abschnitt später hier einfügen. Nach der Kommunion wurde eine Litanei gesungen, mit den Namen der Menschen, denen die Gemeinschaft viel zu verdanken hat und mit denen Namen der Eltern, die den Schwestern das Leben geschenkt haben. Der Kehrvers hieß: „All ihr heiligen Frauen und Männer, betet für uns!“
Als die Jubilarinnen dann Hand in Hand beschwingt zum Schlusslied zwei und zwei aus der Kirche tanzten, gab es einen kräftigen Applaus. Eine sehr anrührende Feier! Die Schwestern und die Gemeinschaft sind im Herbst ihres Lebens angekommen!
Die offiziellen Bilder der Professfeier
Predigt beim Professjubiläum
Unter der Kirche gab es im Anschluss ein festliches Essen – im Kreis der (gehörlosen) Freunde von Maureen. P. Joe Bruce und Bruder Joseph aus Indien waren auch dabei und unterhielten sich gut mit unseren Delegationsmitgliedern. Nach der Feier besuchten wir den Klostergarten – auch den Teich mit den Goldfischen und den Seerosen. „Mutter Natur“, so sagte eine der Schwestern, wird immer wichtiger. Der Schutz von Natur und Umwelt gehört zu den Themen, die die Schwestern neu entdeckt haben und für die sie sich einsetzen.
Zum Abschluss gab es noch ein gemeinsames Essen mit Maureen’s Freunden aus St. Louis und aus New Mexico in einem Restaurant namens „Chris“. Die Unterhaltung in ASL und die Bestellung des Essens mit den tausend Fragen der Kellner klappen schon ganz gut, jetzt wo die Tage in den USA für die Hälfte der Gruppe zu Ende gehen. Schwestern Maureen bekam von Caroline das Poloshirt dieser Reise überreicht. Unser vorerst letztes Ehrenmitglied! Die Verabschiedung war wie immer lang und ausführlich, aber wir sehen uns ja morgen früh nochmal…
Samstag, 14. September
„Ein glückliches Goldenes Jubiläum, Schwester Maureen!“ So ist es auf der „Glückwunsch-Fahne“ in Englisch zu lesen, die wir zum Jubiläum mitgebracht haben. Caroline hatte sie – durch die Unterstützung unseres Praktikanten Dominic- zuhause gemalt!
Heute ist die erste große Feier. Schwester Maureen hat Freunde eingeladen, um mit ihr zu feiern. Sie hat uns gebeten, die Hl. Messe mitzugestalten.
Am 14. September feiern wir das Fest „Kreuzerhöhung“. Es ist eine Brücke nach Trier. Alte Geschichten erzählen, dass die Kaiserin Helena das Kreuz von Jesus gefunden hat – auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land. Sie brachte es nach Trier – in den Dom, ganz nah bei ihrem Palast. Das Fest Kreuzerhöhung ist eine Verheißung: Wie bei Jesus geht auch unser Leben mit dem Tod zu Ende. Aber Gott verspricht ein neues Leben in einer anderen Welt – für Jesus, und für uns! Kreuzerhöhung – ein Osterfest am Anfang des Herbstes. Dieses Versprechen gilt für Schwester Maureen und für uns alle!
In der Messe ist fast alles dreisprachig: DGS, ASL und Englisch. Pater Thomas Coughlin OP und Pater Joe Bruce SJ – beide gehörlose Priester der „ersten Stunde“ – machen mit. Tom Coughlin spricht in der Predigt vor allem über die Treue, die Schwester Maureen ihr Leben lang geprägt hat. Sie ist dem Ruf durch Jesu treu geblieben, 50 Jahre lang. Ihre Schwester Susan ist stolz auf sie. Ihr Dienst war sehr fruchtbar für die Gehörlosenwelt in den USA und sogar bei uns. In den Fürbitten erinnern wir mit 4 Symbolen an den Dienst von Schwester Maureen und an die Not der Menschen unserer Zeit: ein Rucksack zeigt das Thema „Unterwegs“ – auf Reisen und auf der Flucht, ein Smartphone zeigt das Themas Kommunikation, Information und Armut, ein kleiner Engel, den uns Schwester Maureen für unsere Gemeinde mitgegeben hat, zeigt das Thema „Freundschaft“ – Brot und Wein zeigen auf Gott, der uns an Leib und Seele für unsere Lebensreise stärkt.
Fürbitten in der Dankmesse von Schwester Maureen
Schwester Maureen erzählte mir nachher, dass die amerikanischen Gehörlosen sehr gerührt waren über den schönen Gottesdienst und auch die Gebärdenlieder. Obwohl sie in DGS gezeigt wurden, haben die Lieder die Gottesdienstbesucher angesprochen.
Bei der Feier im Pfarrsaal gab ein typisch amerikanisches Lunch (Mittagessen) mit Sandwiches und vielen kleinen und großen „Süßigkeiten“. Es gab auch einen Jubiläumskuchen – wie bei einem Hochzeitsjubiläum. Wir konnten die Feier mit ein paar Flaschen Mosel-Riesling aus den Bischöflichen Weingütern in Trier verschönern. Den Wein wollten auch die „Nicht-Wein-Trinker“ probieren. Schwester Maureen zeigte in deiner Präsentation Bilder aus ihrem Leben: aus der Kindheit und Schulzeit in St. Louis und Peoria, aus ihrer Zeit in der Ausbildung und im Kloster in St. Louis und von ihren verschiedenen Diensten in St. Louis, in New York, in Chicago und an verschiedenen anderen Orten in der Welt. Das Kreuz, das sie zur Profess bekommen hat, hängt heute bei ihr an der Wand. Es erinnert sie an ihre Berufung, der sie ein ganzes Leben lang treu geblieben ist.
Am Nachmittag fuhren wir in zwei Gruppen in die Stadt. „The ARCH“ (das Tor) ist von vielen Orten in der Stadt zu sehen, und immer wieder gibt es eine neue Perspektive.
Eine Gruppe besuchte auch die Basilika St. Ludwig, den Dom von St. Louis, wo Schwester Maureen vor 50 Jahren ihre Profess abgelegt hatte. Die Basilika ist ein beeindruckender Ort – nicht nur für eine junge Schwester vor 50 Jahren, sondern auch für Besucher aus unserer Zeit.
Freitag, 13. September
morgens
Freitag, der dreizehnte…. Sr. Maureen war es aufgefallen. Einige Pannen gingen wohl auf das Konto dieses Tages: Die Gehörlosenschule wollte uns nicht empfangen und bei Budweiser wurde gerade renoviert, so dass wir keine Führung mitmachen konnten. Die Geldautomaten wollten unsere Bankkarten nicht nehmen. Abends mussten wir eine halbe Stunde auf einen freien Tisch warten. Das war’s aber dann auch schon – an Pleiten, Pech und Pannen. Wir sind eigentlich noch ganz gut davon gekommen! Tolles Wetter, interessante Führungen, freie Parkplätze, keine Wartezeiten… Wir können nicht klagen! Aber nun mal der Reihe nach…
Morgens gings zum Wahrzeichen der Stadt: Der große Bogen mit dem Namen „ARCH“ = Tor. Er erinnert daran, dass St. Louis das Tor zur Eroberung des amerikanischen Westens wurden – mit Schiffen, den Missisippi und den Missouri hinauf.- Diese beiden riesigen Flüsse treffen sich in St. Louis. Ohne Wartezeiten aber mit ein bisschen Bammel fuhren alle (außer mir, ich war 2007 schon mal oben) hinauf zur Spitze. Die Kabinen sind winzig, nichts für Leute mir Platzangst. Oben gibt es eine tolle Aussicht auf die Stadt und auf den Fluss. Sr. Maureen erklärte, dass beim Bau dieses gigantischen Bogens kein Mensch ums Leben gekommen ist.
nachmittags
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Ordens von Schwester Maureen und der Gehörlosenkultur. 1836 waren die Schwestern aus Frankreich in St. Louis angekommen. Sie eröffneten die erste Schule in dem sehr armen Dorf Carondelet in der Nähe von St. Louis. Heute ist Carondelet ein Stadtteil von St. Louis. Alles fing in einem Blockhaus an, im heutigen Garten des Klosters. Zwei Unterrichtsräume, dazwischen ein Flur. Oben drüber ein Zimmer für die Schwestern, nur durch eine Leiter von außen erreichbar. Im Winter schneite es ihnen in den Kochtopf und aufs Bett… Schon 1837 kamen 2 weitere Schwestern aus Frankreich dazu. Mutter Celestine Pommerel hatte ein Unterrichtsbuch für Gehörlose aus ihrer Heimat mitgebracht. Mit diesem Buch unterrichtete sie die Kinder in französischer Gebärdensprache!!! Das war damals in Frankreich so üblich. In Carondelet wurde das „Institut St. Joseph for the Deaf“ gegründet. Fast 100 Jahre – bis 1931 – blieb die Gebärdensprache die Unterrichtsmethode. Erst 1931 wurde die orale Methode eingeführt – das war damals „modern“: die neue Technik faszinierte Lehrer und Eltern. Sie hofften, dass durch die Technik das Anderssein der gehörlosen Kinder überwunden werden konnte. Sie sollten „normale Menschen“ mit allen Bildungschancen werden. Der Mailänder Kongress von 1870 hatte sich also nach 60 Jahren auch in St. Louis durchgesetzt…. Sr. Maureen selbst ging in dem Institut St. Joseph zur Schule – sie wurde nur „oral“ unterrichtet. Auch als sie selbst dort als Lehrerin arbeitete, musste sie – als gehörlose Schwester – die gehörlosen Kinder „oral“ unterrichten.
Das Institut ist heute nicht mehr im Besitz der Schwestern – es ist eine eigene Organisation. Es ist immer noch oral ausgerichtet. Als wir die Schule am späten Vormittag besichtigen wollten, sahen wir das Schild der Schule – daneben das Schild „zu verkaufen“. Es gibt nur noch gut 20 Schüler dort – die Schule muss aufgelöst werden. Der „orale Weg“ geht also hier zu Ende…. Tja. Vielleicht sollten sie mal die alten Schulbücher von Schwester Celestine aus dem Museum holen und neu anfangen…..
Info: Die Josefsschwestern von Carondelet
Info: Die Josefsschwestern und die Gehörlosenbildung
Kein Besuch in St. Louis ohne Besuch der Brauerei „Anheuser & Busch“. Besser hätte es bei der Firmengründung nicht kommen können: Der Geschäftsmann Anheuser traf auf den Chemiker Busch, beide deutsche Einwanderer. Ihre Kinder heirateten und gründeten so das Familienunternehmen, aus dem ein Bier-Imperium geworden ist: Budweiser. Auch Becks und Stella Artois sind heute unter diesem Dach. Den deutschen Markt haben sie -gottseidank – nicht wirklich erobern können. Dafür gibt es in Deutschland viel zu viele kleine Brauereien. Hoffentlich bleibt das auch noch lange so…
Donnerstag, 12. September
Willkommen in St. Louis! Als wir pünktlich landeten, wurden wir schon erwartet: Schwester Maureen und ihre Schwester Susan standen am Gate und winkten mit Bildern: „Willkommen zu St. Louis“. Die Wiedersehensfreude war groß. Es dauerte ein bisschen, bis wir unsere „Full-Size-Mietwagen“ hatten – dann ging’s zum Holiday Inn – direkt an der Autobahn. Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir in einem Bootshaus an einem kleinen See, mitten in einem Park am Zoo. Die Biermarke klingt sehr deutsch: „Schlafly“. St. Louis ist wohl die „Bier-Hauptstadt“ der USA – aber dazu mehr am Freitag!
Mittwoch, 11. September
abends
So sieht das „8. Sakrament“ in den USA aus!
Abends fuhren wir nochmal zum Kath. Gehörlosenzentrum „St. Francis Borgia“ auf die Addison Straße – zur Hausnummer 8025. Vom Hotel aus brauchten wir mit U-Bahn und Bus dafür über 1, 5 Stunden. Gottseidank hatte Fr. Joe für die Rückfahrt wieder einen Kleinbus organisiert.
Im Zentrum empfingen uns ca. 80 Gehörlose Gemeindemitglieder wie Fußball-Stars. Zuerst wollten wir ja für unsere Gastgeber selbst kochen – aber als wie erfuhren, dass man mit über 50 Personen rechnen muss, haben wir uns dann zurück gehalten und „nur“ 8 Flaschen Mosel-Riesling aus den „Bischöflichen Weingütern in Trier “ mitgebracht. Unsere Gastgeber hatten viel zu essen und zu trinken aufgetischt.
Fahnen durften beim Fest natürlich nicht fehlen. Es gab keine Berührungsängste. Bald schon hatten sich Amerikaner, Deutsche und Luxemburger gemischt. Auch wenn ich die Namen nicht weiß – einige Gesichter kenne ich schon seit 16 Jahren. Und es ist ein schönes Gefühl, wenn jemand auf dich zukommt und fragt: „Kennst Du mich noch?“
Nach dem Essen konnten wir uns bei denen bedanken, die unsere Reise großartig unterstützt haben: Father Joe, Ed Michor, die Pfarrsekretärin Colleen Curry, die Familie Depcik und viele mehr. Auch einige Freunde aus dem Süden waren gekommen, allen voran Colleen Sweaney. Eine „alte Bekannte“, die Dolmetscherin Carol, die vor 10 Jahren mit ihrem Vater in Deutschland war, sprang sofort als Dolmetscherin ein. So musste sich Father Joe einfach mal hinsetzen und den Dank annehmen. Wir hatten einige türkisfarbene Poloshirts dabei – für alle aber ein auch ein Glas Wein zum Anstoßen. Die Verabschiedung war wie immer schwer und dauerte lange. Mit einer „Polonaise“ zogen wir aus dem St.-Francis-Borgia-Center aus – wieder wie die Stars. Ob die Amerikaner nochmal zu einem Gegenbesuch kommen? Sicher. Spätestens im Himmel.
morgens
Der 11. September ist in den Vereinigten Staaten auch nach 12 Jahren noch ein besonderer Tag. Eine Gedenkminute für das ganze Land, das Gebet abends im Gehörlosenzentrum, die Erinnerung an über 3.000 Tote, darunter hunderte von Feuerwehrleuten und Polizisten – die Trauer und der Schock sind immer noch spürbar.
Für uns begann der Tag in der Chicago Hearing Society (CHS), einer Abteilung des Anixter Centers, den wir gestern besucht haben. Das Gebäude befindet sich unmittelbar auf der anderen Straßenseite von Anixter. Die CHS war Christian und mir noch in sehr guter Erinnerung: Im Jahr 2000 hatten wir sie schon einmal besucht – und vor allem etwas über Gebärdensprache und Gebärdensprach-Dolmetschen erfahren: etwa 100 Dolmetscher im Großraum Chicago (mit 9 Millionen Einwohnern), viele mit Spezialausbildung für die Bereiche Medizin, Recht, Finanzen usw., das Dolmetschen von Gehörlosen für andere Gehörlose, die Schwierigkeiten mit dem Verständnis von komplizierten Inhalten haben… Damals waren alle sehr begeistert….
Diesmal hatten wir vorher einige Themen aus dem Bereich „Soziale Arbeit“ ausgesucht: Allgemeiner Sozialer Dienst, Opferberatung, Häusliche Gewalt, Jugendprogramme.
Jill Sehakian, die Leiterin der CHS, begrüßte uns und wies darauf hin, dass es die CHS schon seit fast 100 Jahren gibt. Ihre Dienste haben sich sehr verändert, aber das Ziel ist dasselbe geblieben: Gehörlose Menschen sollen in allen Lebensbereichen unterstützt werden, damit gleichberechtigte Teilhabe möglich wird.
Zusammen mit 3 gehörlosen Mitarbeiterinnen Kim, Michele, Michelle und der Dolmetscherin Ann stellte Jill die Arbeit der CHS vor.
Kim arbeitet ist schwerhörig und arbeitet vor allem im Allgemeinen Sozialen Dienst. Im Gespräch erfuhren wir, dass sie vieles von dem macht, was wir uns für den „Lotsen durch das Sozialwesen“ vorstellen: eine Begleiterin für gehörlose Menschen bei verschiedenen Problemen und Lebenslagen: Erklären von schwierigen Schreiben aus Ämtern, von Versicherungen – Begleitung beim Gang zu Ämtern, Hausverwaltung, Banken. Aber auch Unterstützung, wenn gehörlosen Menschen ihre Rechte verweigert werden. Das Behindertenrechtsgesetz „ADA“ bietet dafür die gesetzliche Grundlage.
Michele kümmert sich um Menschen, die Opfer von Gewalt zuhause werden. Dabei geht es nicht nur um körperliche Gewalt, sondern auch um Gewalt mit Worten oder mit Gefühlen. Manchmal ist es notwendig, dann auch eine Unterbringung für die Betroffenen zu finden (Frauenhaus, Mutter-Kind-Haus usw). Wenn eine Straftat passiert ist, hilft sich den Opfern auch beim Gang zur Polizei, bei der Formulierungen von Strafanzeigen und beim Umgang mit Rechtsanwälten und Gerichten.
Michelle („mit 2 L in ihrem Namen“) hat zwei Aufgabenbereiche: Sie unterstützt Kim im Allgemeinen Sozialen Dienst und macht Angebote für Jugendliche. Sie organisiert z. B. Treffen mit gehörlosen Ärzten, Rechtsanwälten, Sozialarbeitern, die den gehörlosen Jugendlichen von ihrer Ausbildung, ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen erzählen. 90 % der Kinder und Jugendlichen haben hörende Eltern. Sie brauchen für ihre Entwicklung „gehörlose Vorbilder“, damit sie sich gute Lebensziele setzen können.
Die anschließende Diskussion war sehr lebhaft. Die drei Sozialarbeiterinnen wollten wissen, wie ihre Arbeitsfelder in Deutschland bearbeitet werden und welche Rolle die KGG dabei spielt. Ein großer Unterschied besteht darin, dass bei uns fast alles von Ehrenamtlichen übernommen wird. Das Thema „wie verhalte ich mich richtig, wenn ich soziale Dienste anbiete“ muss auch bei uns auf die Tagesordnung. Dazu gehört auch die „Schweigepflicht“. Beim Vergleich muss man bedenken, dass allein im Großraum Chicago 9 Millionen Menschen leben – im ganzen Bistum Trier sind es nur ca. 2,5 Millionen Menschen, in Luxemburg 0,5 Millionen. Ein Problem ist aber wohl international: Die Finanzierung von „Sozialer Arbeit“ ist überall schwierig.
Beim Rundgang durch die CHS lernten wir noch den Dienst für das Arbeitsleben kennen („IFD“), die Dolmetsch-Vermittlungszentrale und die audiologische Beratungsstelle: die CHS ist auch für macht auch Angebote für schwerhörige Menschen. Insgesamt arbeiten ca. 30 Personen in der CHS, einschließlich Teilzeit-Kräften und Verwaltungsangestellten.
Um 12.00 Uhr mussten sich unsere Gesprächspartnerinnen verabschieden: sie hatten Team-Besprechung. Ein sehr interessanter Besuch – mit vielen alten/neuen Ideen für unsere Arbeit im Bereich „Politik – Soziales – Bildung“. Wir können uns auf die nächste Arbeitskreis-Sitzung freuen!
Info: Chicago Hearing Society
Dienstag, 10. September
Heute standen nicht so viele Punkte auf dem Programm. Nach einer Reise mit U-Bahn und Bus und Fußweg kamen wir nach einigen Umwegen im „Anixter Center“ auf Clyburne North an. Ed holte uns ab – er selbst arbeitet für das „Anixter Center“ – aber im Außendienst. Er betreut eine Außenwohngruppe mit gehörlosen Bewohnern. Er macht Fahrdienste und vieles mehr. In dem Zentrum werden insgesamt über 7.000 Menschen mit verschiedenen Behinderungen unterstützt – in allen Lebensbereichen: Wohnen, Arbeiten, Gesundheit, Freizeit, Recht. Nach der Begrüßung besuchten wir den Bereich „Lesen und Schreiben“. Dort lernen Erwachsene Menschen Lesen und Schreiben – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben. Im „Spielzentrum“ können Kinder mit Behinderung und ihre Familien Spielzeug testen und ausleihen. Das Zentrum steht in Kontakt mit der Spielzeug-Industrie, die viele Erfahrungen aufnimmt und das Spielzeug mit den entsprechenden Anleitungen ständig verbessert. Wir besuchten außerdem die Tagesförderstätte, die Kunsttherapie, die Therapieangebote für Menschen mit einem Hirn-Trauma (Hirnverletzung). Diese Angebote gibt es nur zweimal in der Stadt. In der „Beschützten Werkstatt“ erwirtschaften die Mitarbeiter – mit verschiedenen Behinderungen – 1,2 Millionen Dollar im letzten Jahr! 70 Personen arbeiten regelmäßig in der Werkstatt. Wie bei uns ist die Finanzierung dieser Einrichtung nie hundertprozentig sicher. Es müssen zusätzliche Geldmittel gefunden werden. Die „Kunden“/“Klienten“ kaufen sich einzelne Dienstleistungen ein – sie haben also ein „persönliches Budget“ – so ist das für Deutschland ja auch geplant, teilweise gibt es das ja auch schon. Carleen machte deutlich: Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt: seine Bedürfnisse, seine Fähigkeiten, seine Entwicklung. Eine Frau bestätigte das: „Seit ich hier bin, hat sich mein Leben total verändert. Ich habe sogar einen Mann gefunden – und bin jetzt sehr glücklich!“ Einer unterstützt den anderen! Ein gutes Leitwort.
Ed brachte uns dann mit seinem Auto zu einer Brauerei: zur Goose Island Brewery, gan in der Nähe. Kölsch, Bratwurst mit Rotkohl, Burger – ein herzhaftes Mittagessen in „Oktoberfest“-Stimmung. So stellen sich viele Amerikaner Deutschland vor. Uns machte es Spaß. Danach gab es für einige noch einen Besuch beim amerikanischen ALDI. Die waren sind unterschiedlich, aber das System ist dasselbe. Wir fühlten uns – fast – wie zuhause.
Danach begann der freie Nachmittag. Ich werde morgen erfahren, was die Gruppenmitglieder so alles unternommen haben….
Montag, 9. September
abends
Mike Depcik traf uns um 15.00 Uhr am Hauptbahnhof „Union Station“. Hier wurden viele Filme gedreht. Mit einem „Vorstadt-Zug“ fuhren wir in die Vorstadt, wo Mikes Eltern wohnen und wo er aufgewachsen ist. Die ganze Familie ist gehörlos: die Eltern Rita und Bob, Mike, seine Geschwister, deren Ehepartner und die meisten Enkelkinder. Eine ganz andere Welt – jedenfalls für mich, aber auch für einige aus unserer Gruppe. Sie hatten noch nie eine so große „ganz gehörlose“ Familie erlebt. Mike’s Schwester Caroline und ihr Mann Kevin verbrachten den ganzen Abend mit uns. Beide haben an vielen Gehörlosen-Meisterschaften teilgenommen, im Volleyball und im Basketball – mit großem Erfolg. Bob, Mikes Vater, erzählte stolz die Familiengeschichte und zeigte das Haus und seine Werkstatt. Es gab ein richtiges typisches amerikanisches Essen: Hamburger mit Kartoffelsalat und Maiskolben, dazu kanadisches Bier, Rotwein, Wasser und Coke. Die Hände flogen nur so – auch beim Skypen mit Rose und Jerome, die auch schon zweimal bei uns in Trier zu Gast waren und Paul jr – einem guten Bekannten von Christian und Fabio seit dem Weltjugendtag in 2005. Mike und sein Vater brachten uns zum Bahnhof. Von Mike mussten wir uns verabschieden – er fährt zurück nach Detroit. Seine Eltern werden wir wohl beim Abschiedsabend am Mittwoch noch mal sehen. Ein toller Abend in Riverside! Ganz knapp haben wir die S-Bahn noch bekommen, die Rückfahrt zog sich wie Kaugummi. Wieder ein voller Tag mit vielen Erlebnissen!
nachmittags
Nach dem Mittagessen ging es zum Childrens‘ Advocacy Center, dem „Kinderrechts-Zentrum“. Dort werden Kinder aufgenommen, die Opfer von Sexuellem Missbrauch geworden sind – oder bei denen ein Verdacht vorliegt, dass sie Opfer geworden sein könnten. Früher mussten die Kinder ihre schrecklichen Erlebnisse immer wieder und wieder erzählen: dem Arzt, der Polizei, dem Staatsanwalt, dem Gericht, dem Therapeuten. In diesem Zentrum ist es anders: alle sind zusammen, das Kind muss seine Geschichte nur einmal erzählen, uns zwar einer Person die besonders dafür ausgebildet ist und sehr schonend und vorsichtig mit dem Kind spricht. Es wird sofort geholfen und gehandelt. Paul führte uns durch das Zentrum. Er erzählte uns, dass etwa 2000 Kinder im Jahr aufgenommen und betreut werden. Fr. Joe sagte, dass man vermutet: nur ein Drittel der Fälle kommt wirklich in die Öffentlichkeit: man schätzt, dass in Chicago ca. 6.000 Missbrauchsstraftaten im Jahr begangen werden. Über 90 % der Kinder kennen den Täter. Über 75 % sind Familienangehörige: Eltern, Großeltern, Onkel, Tanten, andere Verwandte.
Oft gibt es diese Situation: Die Mutter ist sehr jung, hat mehrere Kinder, ist allein erziehend. Ein älterer Mann befreundet sich mit der Mutter – und missbraucht die Kinder. Fast jeden Tag wird im Kinderrechtszentrum ein Angehöriger sofort verhaftet. Die Kinder und die Familien bekommen auch sofort weitere Unterstützung – von Ärzten, Psychologen, Pädagogen. Sie kommen einige Male wieder, können alle Räume und alle Angebote nutzen. Oft muss zuerst einmal das notwendige Vertrauen aufgebaut werden.
Seit vielen Jahren arbeitet die Gehörlosenseelsorge mit dem Kinderrechtszentrum zusammen. Fr. Joe ist im Beirat des Zentrums. Sie helfen dem Zentrum, wenn gehörlose Kinder oder gehörlose Eltern betroffen sind. Es gibt Dolmetscher, die für diese Gespräche besonders ausgebildet sind. Es wird darauf geachtet, dass die Betroffenen ein Vertrauensverhältnis zu den Dolmetschern aufbauen können. Ein und derselbe Dolmetscher begleitet dann den ganzen Prozess. Es gibt auch Unterstützung für Kinder mit anderen Behinderungen.
Soweit ich weiß, gibt es bei uns solche Zentren nicht, wo alle Dienste unter einem Dach sind. Wir haben noch nicht mal eine gute Übersetzung für das Wort „Advocacy“. Alle aus unserer Gruppe waren sehr betroffen – über das Schicksal der Kinder, aber auch über das, was in dem Zentrum für die Kinder getan wird!
morgens
So langsam klappt das mit dem Schlafen – wir wachen nicht mehr mitten in der Nacht auf, weil unsere Körper-Uhr sagt: „Es ist jetzt schon Mittagszeit!“ Beim Frühstück ist Zeit, um über die Erfahrungen der ersten Tage zu sprechen. Heute steht ein Tag mit Fr. Joe auf dem Programm. Wir fahren zuerst in das Büro der Gehörlosenseelsorge. Es liegt außerhalb, im Süden der Stadt, direkt am See. Wir erfahren einiges über die Aufgaben von Fr. Joe und über die Struktur: jeden Sonntag ist Messe und Versammlung in St. Francis Borgia, jeweils 2 x im Monat an einem Ort im Süden (da waren wir gestern) und an einem Ort im Norden. Sonst hält er viele Beerdigungen, macht Seelsorgsbesuche Altenheim und Krankenhaus. Er dolmetscht bei Gottesdiensten – im großen und ganzen die gleichen Aufgaben, die ich auch habe.
Wir sprechen über Dolmetschen im Gottesdienst: ein Thema, das uns auch interessiert. Es gibt eine Serie von Filmen im Internet, wo man sehen kann, wie die regelmäßigen Texte im Gottesdienst „richtig“ gebärdet werden. Dazu hat Joe zusammen mit den Gehörlosen in Chicago Workshops für Dolmetscher organisiert. Wir sprechen auch über die Finanzierung. Joe erzählte, dass vor kurzem eine Konferenz stattgefunden hat. Da wurden 2 Dolmetscher mit Fachkenntnissen in Theologie für insgesamt 4 Stunden gebraucht. Ihr Einsatz kostete insgesamt 500 US-Dollar, also etwa 380 Euro. Bei uns hätte der Einsatz nach bisherigen Tarif 530 Euro gekostet, inklusive Mehrwertsteuer, obwohl es bei uns keine Dolmetscher mit Fachkenntnis in Theologie gibt. In Zukunft soll der Einsatz ca. 820 Euro kosten. Komisch, nicht wahr!
Maggie Swatek hat die Leitung des Religionsunterrichts. Anders als bei uns wird der Religionsunterricht nicht in der Schule erteilt, sondern am Sonntagmorgen im Pfarrzentrum vor der Messe. Zur Zeit kommen etwa 70 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren zum Unterricht. Es gibt verschiedenen Lerngruppen. Die Kinder werden 2 Jahre lang auf die Erstkommunion vorbereitet, 2 Jahre auf die Beichte und 2 Jahre auf die Firmung. Es kommen hörende Kinder von gehörlosen Eltern, gehörlose Kinder von hörenden Eltern und Kinder, die irgendeine Verbindung zur Gehörlosenseelsorge haben. Maggie hat ein Team von Leuten, die sonntags die Kinder unterrichten. Ganz anders als bei uns! Nach dem Unterricht gehen alle Kinder in die Heilige Messe – zusammen mit ihren Eltern. Wer möchte, kann dann auch noch am Kindergottesdienst während der Erwachsenen-Messe teilnehmen.
Colleen, die Pfarrsekretärin, machte mit uns noch einen kleinen Spaziergang an den See, durch die feuchte heiße Luft – dann ging’s zum Mittagessen nach Little Italy, „Klein-Italien“, wo vor über hundert Jahren die ersten Italiener eingewandert sind.
Sonntag, 8. September
nachmittags
Nach Messe und Versammlung in St. Francis Borgia im Westen von Chicago ging es mit Joe im Kleinbus in den Süden. Nochmal Messe und Versammlung – wieder mit alten Bekannten und Freunden. Zur Messe kamen nicht so viele Leute wie morgens – dafür aber 3 ganz besondere Besucher: Mike, Shawn und Christopher: drei junge gehörlose Priester, die auf dem Heimweg von Michigan waren. Sie hatten dort zum ersten Mal Besinnungstage für gehörlose Priester aus den USA. Sie waren noch ganz begeistert. Ihre Begeisterung und Freunde für den Glauben war ansteckend. Wir kennen sie auch schon seit einigen Jahren: vom Weltjugendtag in Köln/Trier 2005, von einem gemeinsamen Camp 2007 und von einigen privaten Besuchen. Solche Leute gibt es bei uns in Deutschland/Luxemburg nicht! Wunderbar, dass wir sie kennen!
morgens
Colleen Curry wartete um 9.00 Uhr mit einem Kleinbus auf uns. Wir fuhren zum Gehörlosenpfarrzentrum „St. Francis Borgia“. Ein großes Wiedersehen mit vielen Freunden! Allen voran: Father Joe Mulcrone, den Gehörlosenseelsorger von Chicago. Ich kenne Fr. Joe seit 1997. Es gab verschiedene Besuche von Trierer Gehörlosen dort: 1998, 2000, 2006, 2007 und jetzt 2013. 2003, genau vor 10 Jahren kam eine große Gruppe aus Chicago und Milwaukee nach Trier. Es gab schon viele Umarmungen vor der Messe. Auch den Gebärdenchor gibt es noch, deutlich kleiner als damals, unter der Leitung von Virginia mit ihrer Riesentrommel. Nach der Begrüßung in der Messe gingen die Kleinen mit einigen Begleitern zur „Kinderkirche“. Sie bereiteten dort die Fürbitten vor.
Joe hatte mich gebeten, die Predigt zu halten. „Wie sieht das Leben Eurer Gemeinde aus? Das Leben von Gehörlosen und das Leben der Kirche in Deutschland?“ Es gibt viele Gemeinsamkeiten – und Unterschiede. Bei uns gibt es keine gehörlosen katholischen Einwanderer, wie in Chicago. Sie machen die Gemeinde jung. Bei uns ist es schwierig, junge Leute für den Glauben an Jesus zu begeistern – ob nun in der Gehörlosengemeinde oder in der Kirche insgesamt. Das Leben von jungen Menschen hat sich sehr verändert. Sie erleben ihre Gemeinschaft anders als die Alten. Früher kamen die Gehörlosen zur Versammlung am Sonntag. Heute schauen sie abends ins Facebook, um Freunde zu treffen.
Unsere Gemeinde, die Kirche in Deutschland, in der Westlichen Welt ist im „Spätsommer“ angekommen, bald kommt der Herbst und dann der Winter. Wir stehen vor großen Veränderungen – auch vor dem Tod, als Einzelne und als Gemeinde. Jesus sagt: „Nur wer sein Kreuz annimmt, kann mein Jünger/Schüler/Freund sein!“ Christen glauben: Nach dem Tod kommt ein ganz anderes neues Leben. Daran können wir glauben – in Deutschland/Luxemburg – und auch hier in den USA….
Nach der Messe hatten wir zusammen Lunch, wieder mit viel Spaß, guter Unterhaltung und Bergen von Plaktikmüll. Danach ging es in die nächste Kirche: Im Süden von Chicago…
Samstag, 7. September
Die meisten haben ganz gut geschlafen, durch die Zeitverschiebung (jetlag) waren sie aber schon früh wach. Trotzdem waren wir ganz fit. Das erste gemeinsame Frühstück in einer Fastfood-Kette war ein ziemlicher Stress auf nüchternen Magen. Gruppen sind da nicht vorgesehen. Viele Fragen zu jeder Bestellung, hin und her übersetzen. Am Ende hatten wir zuviel glühend heißen Kaffee, Berge von Verpackung. Willkommen in Amerika.
Ed führte uns bei strahlendem Himmel durch „seine“ Stadt. Wolkenkratzer (Helga klagte abends über einen „steifen Nacken vom vielen Hochschauen“), der Chicago River (Fluss), Brücken, berühmte Gebäude – 4 Stunden liefen wir durch die Stadt. Es gab viel zu sehen und zu erleben: auch eine verrückte Spiegelfigur mit tausend verschiedenen Perspektiven von der Stadt und den Betrachtern. Und natürlich eine Wasserschlacht in einem der Parks. Und „Hotdogs“ zum Lunch.
Dann wurde es ruhiger: Wir liefen am Michigan-See entlang bis zum Fluss, dort begann eine Bootsfahrt, um die Stadt von unten besser kennen zu lernen. Der Führer „rappte“ seinen Vortrag über die Stadt – auch wenn man kaum etwas verstehen konnte (Übersetzung war völlig unmöglich!!), so machte es Spaß, ihm zuzuschauen. Christian hatte tapfer versucht, eine Ermäßigung heraus zu handeln, weil die Gehörlosen von dem Vortrag des Führers nicht hatten. Aber: keine Chance! Nach insgesamt 6 Stunden in der Stadt brauchten wir eine kleine Pause im Hotel – bis wir zum Abendessen gehen: in der Pizzeria UNO oder DUE, gleich bei uns um die Ecke. Ein MUSS in Chicago.
Nach einem letzten Abend-Bummel durch die hell erleuchtete Stadt fielen alle wieder todmüde ins Bett. Der erste Tag in Chicago.
Leider gibts im Moment keine Bilder. Sie sind zwar schon fertig, aber es gibt technische Probleme. Mit meinem Laptop komme ich nicht ins Internet. Und Fabios Laptop, auf dem
ich im Moment schreibe, ist ein Mac… Tja, Tücken der Technik. Fabio kann ich schlecht wecken, es ist erst 4.00 Uhr morgens. Morgen abends wirds wieder klappen. Der Tag ist ziemlich voll mit „Kirche“ und Begegnungen.
Freitag, 6. September
abends
Endlich angekommen. Nach 19 Stunden. Alles hat gut geklappt. Auch die Kontrolle bei der Einreise. Wir hatten Glück. Die Grenzbeamtin war sehr interessiert. Sie hat eine gehörlosen Neffen und sucht für ihn dringend gute Kontakte. Wir konnten sie an die Gehörlosenseelsorge verweisen. So kamen alle sehr unkompliziert in die USA. Colleen, die Sekretärin der Gehörlosenseelsorge wartete bei der S-Bahn auf uns. Sie erkannte uns sofort – einige von uns kannten sie noch von der Reise im Jahr 2000. Sie hatte alles sehr gut vorbereitet. Jeder bekam einen Wochenpass für die CTA (öffentliche Verkehrsmittel in Chicago). Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt und einem Fußweg von zwanzig Minuten waren wir endlich angekommen: im Redroof Inn, unserem Hotel mitten in der Stadt. Ed – unser guter Freund seit vielen Jahren erwartete uns schon. Schnell noch in den Supermarkt, etwas zu essen und zu trinken kaufen – und dann ins Bett.
nachmittags
Wir sitzen jetzt am Gate in Dublin. Das war spannend. Die Dame am „Check In“ war mit uns ein bisschen überfordert. Sie wollte ständig unser Gepäck, das aber schon eingecheckt war, sie überschüttete uns mit Bordkarten, die sie dann wieder einsammelte und sagte: „Sie reden die ganze Zeit mit mir, aber ich verstehe nicht, was Sie wollen!“ Irgendwann hatten wir dann aber unsere Bordkarten, unsere Gepäckstreifen und unsere Pässe. Jetzt wird erst mal was gegessen. Dann gehts gleich um drei nach Chicago.
morgens
Es geht los! Alle waren pünktlich in Frankfurt: Helga und Beate kamen aus Koblenz, Caroline, Fabio und Ralf kamen aus Luxemburg, Christian und Veronique hatten in Frankfurt übernachtet – und Rebecca kam aus Würzburg. Alle haben gut geschlafen, jetzt kann es losgehen!
Ein langer Reisetag steht uns bevor. Um 18.05 Ortzeit sollen wir in Chicago landen. Wir sind gespannt!
Der erste Blog- Eintrag. Alle grüßen. Wir melden uns wieder. Jetzt geht es erst mal nach Dublin.
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Es kann losgehen! Die Jubiläumsfahne ist in Trier, Saarbrücken, Luxemburg und Koblenz entstanden. Viele Bekannte von Schwester Maureen haben sich auf der Fahne eingetragen. Ihre Glückwünsche nehmen wir mit über den großen Teich. Unser Praktikant Dominic und Caroline haben den Rahmen der Fahne hergestellt: durch die Projektion auf die Wand. Caroline hat dann die Schrift, das Zeichen und die Flaggen ausgemalt. Helga hat die Schlaufen an dem Tuch befestigt, damit es eine wirkliche Fahne wird. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass Schwester Maureen in ihrem neuen Apartment soviel Platz an einer Wand hat, dass sie die Fahne auch wirklich aufhängen kann. Wenn nicht, bleibt immer noch das große Haus von Susan in der Nähe des Flughafens. Hallo Langton Sisters! Wir kommen!
Geschützter Bereich für Teilnehmer der Delegationsreise
Delegationsreise nach Chicago und St. Louis/USA vom 6. – 17. September 2013
Anlass der Reise ist das Goldene Jubiläum von unserer langjährigen Freundin Sr. Maureen Langton in St. Louis/Missouri in den USA.
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