13. April

BESCHENKT UND BEAUFTRAGT

Stationskirche Herz Jesu mit der ARCHE und GLAUBE & LICHT

„Das ist ja das Gewand Jesu, das im Johannes-Evangelium erwähnt wird, um das die Soldaten würfelten!“ Jean Vanier, 84 Jahre alt, Gründer der ARCHE-Gemeinschaften und der Bewegung „GLAUBE & LICHT“ konnte es kaum glauben, als Astrid Froeb, Regionalverantwortliche der ARCHE in Deutschland und Österreich und Ralf Schmitz von der Trierer Gehörlosengemeinde bei einem Besuch in Trosly/Frankreich von der Trierer Reliquie und von der Heilig-Rock-Wallfahrt erzählten.

Die ARCHE in Deutschland und Österreich hatte sich entschieden, als Geistliche Gemeinschaft auf Einladung des Bistums an der Wallfahrt teilzunehmen und andere Pilgerinnen und Pilger bei deren Wallfahrt zu begleiten. Sie hatte die Bewegung GLAUBE & LICHT, die ebenfalls auf Jean Vanier zurückgeht, zum Mitmachen eingeladen.

Jean Vanier war begeistert. Er verfasste kurze Meditationen zu den „Tagesthemen“ für die Pilgernden der ARCHE, von GLAUBE & LICHT und für alle, die sich von ihrem Zeugnis angesprochen fühlten.

 

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14. April

„Von Jesus gerufen“

So kamen die ARCHE und GLAUBE & LICHT nach Trier: insgesamt 85 Menschen in 5 Teams – mit und ohne Behinderung, aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, einzelne kamen aus England, Belgien und Luxemburg. Es waren Menschen aus verschiedenen Konfessionen, und innerhalb der Konfessionen aus verschiedenen geistlichen Traditionen, Richtungen und Standorten. Menschen, die schon lange dazu gehören, junge Leute in einem Freiwilligen Sozialen Jahr, Frauen und Männer, auch ein paar Kinder waren dabei. Es kamen Menschen, die in einer ARCHE leben oder die zum erweiterten Freundeskreis gehören.

Jean Vanier schrieb: „Ihr seid von Jesus gerufen – und ihr habt euch versammelt um das wunderbare Gewand Jesu, das ohne Naht ist und das er selbst getragen hat bis zum Ende seines Lebens. Jesus sagte zu den ersten Jüngern, die ihm folgten: Kommt und seht! Ihr seid gekommen, um zu sehen: Sein Gewand. Dadurch könnt ihr Jesus begegnen und mit ihm leben!“

 

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15. April

Mit der Ankunft in Trier begann die Wallfahrt, die für jedes Team etwa eine Woche dauerte: im Pfarrhaus der Gehörlosengemeinde, mit jeweils etwa 15 Menschen. Das Haus hat einen großen ausgebauten Speicher, eine Gästeetage, eine Küche, einen Begegnungs- und Essraum, einen Wintergarten, ein Gartenzimmer, zwei Duschen und fünf Toiletten und ein Treppenhaus mit 85 Stufen. Es ist baulich nicht barrierefrei. Was die Kommunikation und das Gemeinschaftsgefühl angeht, stellte sich bald heraus, dass Barrieren schnell überwunden wurden: Deutsch, Gebärdensprache, Niederländisch und Letzeburgesch – die Sprachen wurden schnell zusammengewebt. Was die Sprachen nicht vermochten, das bewirkte die Musik – vom „Halle, halle, halle-luhuja“ vor dem Essen bis zum ausgelassenen Tanz- und Liederabend auf dem Dachboden. Aus der Verschiedenheit wurde schnell Gemeinschaft. Von Jesus gerufen.

 

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16. April

„Schönheit entdecken“

Morgens saßen die Teams zusammen und unterhielten sich über das Tagesthema. Große Plakate entstanden, die dann den nächsten Teams zur Weiterarbeit überreicht wurden. So entstand ein kostbares Buch der Gedanken aller Teams zu den Tagesthemen. Danach wurde die Herz-Jesu-Kirche aufgeschlossen. Mit dem ARCHE-Gebet begann der Wallfahrtstag. Nach der Mittagspause zogen Teammitglieder in die Stadt, um auf diese etwas andere Pilgerbegleitung aufmerksam zu machen. Dazu waren sie besonders ausgestattet: Jeder trug ein einfaches Pilgerkleid: einen Überwurf aus heller Baumwolle mit dem Logo der Wallfahrt und mit dem Logo der ARCHE.

Frauen aus der Gehörlosengemeinde hatten die 85 Pilgerkleider genäht. Mit Holzschablonen wurden die Logos aufgedruckt. Ein Team bereitete jeweils die Kleider für das nächste Team vor. Jeder Pilgerbegleiter bekam eine Pilgertasche – mit Pilgerbuch und Pilgerzeichen, mit den Texten von Jean Vanier, mit einem Getränk und einem Apfel – und mit einer Tafel Schokolade – natürlich zum Teilen mit anderen. Das Pilgerkleid machte erkennbar. So gehörten die Pilgerbegleiter der ARCHE zum täglichen Erscheinungsbild der Wallfahrt. Abends kamen die Pilgerbegleiter zurück, oft todmüde, aber auch stolz, etwas geschafft zu haben: sie hatten die Stadt erkundet, die Wallfahrt und die Wallfahrer erlebt – und sie hatten die ARCHE in die Wallfahrt gebracht – unaufdringlich, einfach durch ihr Dasein und ihre Erkennbarkeit.

 

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17. April

Die Stationskirche der ARCHE lag etwas außerhalb, am Rand der Innenstadt. Dieser Ort war ein Symbol. So erleben es Menschen mit Behinderung sehr oft in der Gesellschaft und auch in der Kirche. Sie leben am Rand und sie müssen um ihren Platz in der Mitte der Gemeinschaft immer wieder ringen und sich ins Bewusstsein bringen.

Die „besonderen Menschen“ der ARCHE und von GLAUBE & LICHT haben oft eine große Begabung: sie treten mit anderen in Kontakt, ermöglichen Begegnung und eröffnen Gemeinschaft. Ein Wallfahrtsteam flüchtete sich vor einem Wolkenbruch in ein Café. Viele Gäste warteten auf die Bedienung. Klaus-Dieter sprach beherzt seine Tischnachbarn an: In der Herz-Jesu-Kirche gäbe es auch Kaffee, und viel schneller als hier, auch ein paar Kekse hätten wir und vor allem freundliche Gespräche.

Selbst außerhalb der Stadt waren die Werbe-Trupps aktiv: An einer Luxemburger Tankstelle entdeckte Jonathan einen Kleinbus der Lebenshilfe. In kürzester Zeit waren alle Busreisenden zur Fußwaschung nach Herz-Jesu eingeladen. Leider konnten sie dann doch nicht kommen.

 

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18. April

An der Trevererschule in Trier lernen Kinder und Jugendliche mit dem Schwerpunkt „motorische Entwicklung“. Sie hatten sich in der evangelischen Christuskirche zu einem Schulgottesdienst versammelt. Dieser Gottesdienst sollte auf die Wallfahrt einstimmen, die die Schule zusammen mit vielen anderen am „Tag der Förderschulen“ unternommen hat. Klaus-Dieter und Jonathan waren als Sonder-Botschafter sofort bereit, im Gottesdienst einen Werbeblock zu übernehmen – mit Erfolg eine Gruppe aus der Schule kam am Morgen ihres Wallfahrtstages zum ARCHE-Gebet. Sie wurden großartig aufgenommen – und hatten ihrerseits viel Spaß. Gebet kann viel Spaß machen.

Die Pilgerbegleiter hatten eine MISSION, einen Auftrag.
Sie befolgten den Auftrag Jesu, „an die Hecken und Zäune zu gehen“, um die zum Fest einzuladen, die anderswo verstoßen werden. Zum Beispiel eine Musikgruppe aus Afrika. Sie hatten wohl versucht, auf verschiedenen Plätzen in der Stadt zu spielen, vor Kaufhäusern und in Hauseingängen. Immer wieder wurden sie weggeschickt.
Unsere Pilgerbegleiter kannten sie schon vom gemeinsamen Eröffnungsgottesdienst in unserer Herz-Jesu-Kirche. „Kommt doch mit zu uns, da ist es warm, das gibt es was zu essen und zu trinken – und wir freuen uns auf Eure Musik und auf Euch!“ Und sie kamen, und es wurde ein Fest…

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19. April

In der ersten Woche kamen über 150 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritaskonferenzen im Bistum Trier nach Herz-Jesu. Sie wollten ihren Wallfahrtstag in Herz-Jesu beginnen. Nach dem Gottesdienst zogen sie durch die Stadt zum Pilgerzelt fürs Mittagessen und dann weiter zum Dom. Bei ihrer Auswertung war die Meinung einhellig: Das Beste und Schönste an dem Tag war der Gottesdienst in Herz-Jesu, mit den begeisterten Menschen aus der ARCHE und von GLAUBE & LICHT. Die Begeisterung war ansteckend. Und der ein oder andere kam im Laufe der Wallfahrtszeit noch mal zurück.

Der Lobpreis-Abend im Geist der Charismatischen Erneuerung brachte einige Gäste in der Kirche zum Singen, Spielen und Tanzen. Normalerweise war der Montag Ruhetag. Wenn der Geist wirkt, ist es mit der Ruhe vorbei.

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20. April

An einem Sonntag kam eine Pilgergruppe vom Rhein. Sie war mit dem Zug bis Pfalzel gekommen und dann der Mosel entlang nach Trier gekommen. Es hatte unterwegs geregnet, allen war kalt – innerlich und äußerlich. In der Stationskirche wärmten sie sich auf. Einer der Männer fragt: „Jibt ett denn hier kein Herz-Jesu-Wasser? Ich meine so wat Jeist-reiches, ein jeistliches Jetränk, vielleicht bisschen höher prozentisch?“ Natürlich gab es das! Alle Vorräte an „Obst-Geistern“ aus dem Pfarrhaus wurden in die Kirche gebracht. Die Pilger wärmten sich äußerlich und innerlich – die Gastfreundschaft der ARCHE ist bei ihnen unvergessen.

Nachmittags kamen sie aus dem Dom nochmals zur Messe nach Herz-Jesu. Die frohen Lieder und die gute Stimmung nahmen sie mit nach Hause. Sie hatten unbedingt vor, ihren Pastor zuhause dazu zu bringen, einen so lebendigen Gottesdienst mit den Liedern aus der Stationskirche zu feiern. Bleibt zu hoffen, dass das auch ohne ARCHE und GLAUBE & LICHT gelingt.

An einem Tag schneite eine Gruppe aus Bolivien herein, Freunde von Ralf Schmitz. Erzbischof Edmundo Abastoflor aus La Paz, Pfarrer Erwin Graus und Gemeindemitglieder aus San Luiz bei Santa Cruz lobten Gott auf ihre Art: mit bolivianischen Liedern und Tänzen. Heinrich Feld, Gemeindemitglied von Herz-Jesu hatte ein „Kunstwerk zum Mitmachen“ in die Kirche gestellt. Hinter einem Vorhang war ein tanzender Rock zu sehen. Man brauchte ein bisschen Mut, um den Vorhang zu lüften. Immer wieder haben Leute ihre Gedanken und Kommentare dazu geschrieben.

Es gab aber auch immer wieder Einzelpilger und andere kleine Gruppen, die den Weg an den Rand – in die Stationskirche Herz Jesu – suchten und fanden. Sie wurden reich beschenkt und gingen anschließend begeistert oder getröstet ihrer Wege.

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21. April

Jeweils am ersten Abend oder ersten Tag eines Pilgerteams kam ein Vertreter des Bistums, um die Pilgerteams zu begrüßen und sie für ihren Dienst zu segnen: Bischof Dr. Stephan Ackermann, der Wallfahrtsleiter Dr. Georg Bätzing, der Dompropst Werner Rössel, Caritasdirektor Franz-Josef Gebert und Direktor Dr. Michael Kneib – allesamt gelungene Begegnungen! Bei Bischof Ackermann sprang der Funke besonders gut über. Er konnte eine Bewohnerin aus der ARCHE Ravensburg trotz anfänglicher Bedenken dazu bewegen, ihr Pilgerkleid anzuziehen. Außerdem hüpfte er bei einem Bewegungslied höher als alle anderen Teilnehmer des Gebetes. Bewohner und Betreuer aus der ARCHE Ravensburg waren sich einig: „Den nehmen wir mit nach Hause, als Assistenten!“

Alle Bistumsvertreter betonten, wie wichtig es ist, dass die ARCHE und GLAUBE & LICHT da sind – und dass Menschen mit Behinderungen andere auf ihrem Wallfahrtsweg begleiten, mit ihren Begabungen, ihrem Leben und ihrem Glauben.

Schönheit entdecken.

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22. April

„Nacktheit berühren“

An jedem Samstagabend wurde in der Stationskirche die „Fußwaschung“ gefeiert – das vergessene Sakrament. In der ARCHE ist es zentral. Es verbindet alle Menschen, jenseits von Konfessionen und Religionen. Der Ablauf war unterschiedlich, je nach Vorbereitung, von einer sehr einfachen Form bis hin zu einer vollen Liturgie. Dennoch stand immer das Gleiche in der Mitte: das Beispiel Jesu und die Jüngerinnen und Jünger, die den Auftrag Jesu erfüllen und einander die Füße waschen: Dabei wurden nicht nur symbolisch ein paar Tropfen über einen halb entblößten Fuß gegossen und anschließend abgetupft. Beide Füße wurden von Schuhen und Strümpfen befreit, gründlich gewaschen und abgetrocknet. Auch zwischen den Zehen. Zum Schluss wurden sie mit einem Hautöl zärtlich gesalbt. So flossen zwei Geschichten aus dem Johannesevangelium in eine Handlung zusammen: die Fußwaschung (Joh 13) und die Salbung Jesu durch Maria von Betanien (Joh 12). Die Fußwaschungsfeiern waren wohl die heiligsten Momente in der Stationskirche.

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