Im Frühjahr machen viele Leute „Haus-Putz“. Der ist gründlicher als sonst. Der Winterdreck wird abgekratzt. Dazu passt auch die Fastenzeit in der Kirche: Man muss die Seele auch mal gründlich reinigen, von der Dreck-Kruste der vergangenen Zeit befreien….
Die Frühjahrssitzung des Pfarrgemeinderates im Trierer „Brüder-Krankenhaus“ begann mit einem bewegenden Gottesdienst. Auf dem Altar standen diesmal nicht „Brot und Wein“, sondern ein Becker mit Asche – als Zeichen der Umkehr, ein Kerzenständer mit 7 Lichtern, die an den „Brennenden Dornbusch“ erinnerten – eine Flasche Reinigungsmittel und ein Tuch, daneben noch eine Schale mit Blütenblättern.
Der Vorsitzende Norbert Herres begrüßte die Mitglieder des Pfarrgemeinderates. Wegen Krankheit konnten einige nicht kommen. Nach der Begrüßung und einem Gebet zeichneten sich alle ein Kreuz aus Asche auf die Stirn. Es zeigt, dass wir uns neue auf Jesus konzentrieren wollen, unser Leben überprüfen und unser Verhalten ändern, wo es nötig ist.
In diesem Jahr gingen wir – mit der Aschenkreuz bezeichnet – einen ganz besonderen Weg – in die Vergangenheit und natürlich wieder zurück in die Gegenwart.
Nicht weit entfernt vom Brüderkrankenhaus ist das ehemalige Evangelische Elisabeth-Krankenhaus. Dort wurden in der Nazi-Zeit viele Menschen mit Behinderung zwangsweise sterilisiert. Gehörlosigkeit wurde als Erbkrankheit angesehen – die Arbeitskraft der gehörlosen Menschen wurde gebraucht, aber sie sollten keine Kinder bekommen. Eine menschen-verachtende Haltung!
Am 8. September wurden in der Nähe des Elisabeth-Krankenhauses „Stolper-Steine“ verlegt. Hier der Bericht von der Aktion. An diesem Tag gingen die Mitglieder des Pfarrgemeinderates zu den Stolpersteinen, um sie zu reinigen und so an die gehörlosen Opfer zu erinnern. Nach der Reinigung streuen wir Blütenblätter auf die Steine, um unser Mitgefühl zu zeigen. Es war eine bewegende Tat!
Eine Mutter mit ihrer Tochter ging an uns vorbei. Das Kind fragte: „Mama, was machen die Leute da?“ Die Mutter sagte: „Ich weiß nicht, sie machen Steine sauber und streuen Blumen. Bestimmt sind hier ganz wichtige Leute beerdigt!“
Ja, irgendwie schon. Ganz wichtige Leute – die viel Leid ertragen mussten. Ganz wichtige Leute, der Namen öffentlich auf der Straße stehen. Ganz wichtige Leute, die uns daran erinnern, dass so etwas NIE WIEDER geschehen darf.
Möge uns das Aschenkreuz auf der eigenen Stirn daran erinnern, auch nach der Fastenzeit!