Ich wusste gar nicht, dass die Hl. Hildegard von Bingen gehörlos war oder gebärden konnte!“
Das war die große Überraschung des Tages! Die Heilige Hildegard begrüßte die über 40 Wallfahrer der Kath. Gehörlosengemeinde im Bistum Trier in der Hildegard-Kirche in Bingerbrück. Die Trierer waren mit dem Bus gekommen, die Koblenzer und die Saarländer jeweils mit dem Zug. In der Kirche erzählten Katja Groß und die Hildegard selbst aus dem Leben der Heiligen. Sie brauchte gar keinen Dolmetscher, weil sie selbst gebärdete…

Dann fuhr die Pilgergruppe mit der Fähre über den Rhein nach Rüdesheim.
Nach dem Mittagessen gingen viele zu Fuß durch die Weinberge zur Abtei Eibingen, dort leben Schwestern im Geist des Hl. Benedikt und der Hl. Hildegard. Zwischen den schönen Rosen und dem tollen Ausblick auf das Rheintal und die verschiedenen Lebensorte der Hl. Hildegard war auch eine echte Schwester zu sehen.
Zur Heiligen Messe waren unsere Limburger Kollegen in die Wallfahrtskirche gekommen: Pfr. Christian Enke und Regina Weleda (Frankfurt) und Anne Schmitt (Bad Camberg). Sie erklärten das große Meditationsbild über dem Schrein der Hl. Hildegard. Von Schwester Hiltrud wurden wir im Namen der Schwestern begrüßt.
Nach Kaffee und Kuchen ging es wieder über den Rhein ins Bistum Trier – und dann nach Hause an die Saar, die Mosel und nach Rhein – Wied – Eifel.
Herzlichen Dank an die Freunde aus der Gehörlosenseelsorge im Bistum Limburg, an die Seniorenleiterinnen und Anne Freitag für die Organisation, an Katja Groß für den Impuls in Bingerbrück und natürlich besonders an die gebärdende Hildegard – Beate Reichertz!
Und nächstes Jahr pilgern wir nach ??? (rs)

Wer war Hildegard von Bingen?
Klostergründerin, Äbtissin bei Bingen, Mystikerin *
um 1098 in Bermersheim in Rheinland-Pfalz 
† 17. September 1179 auf dem Rupertsberg bei Bingen in Rheinland-Pfalz.

Hildegard wurde als zehnte Tochter des rheinfränkischen Grafen Hildebert von Bermersheim-Alzey und seiner Frau Mechthild geboren. Schon als kränkliches Kind hatte sie „Träume“ (Visionen). Diese Gabe behielt sie ihr ganzes Leben lang.
Mit acht Jahren kam sie ins Kloster zu ihrer Tante Jutta von Sponheim. Das Kloster Disibodenberg (Nahe) entstand. Hildegard noch nicht richtig laufen und nicht richtig sehen. Trotzdem wurde sie die Oberin des Klosters. Bald gründete sie ein neues Kloster in Bingen: Das Kloster Rupertsberg. 1151 zog sie dort mit 18 Schwestern ein.
Viele Menschen kamen zu ihr und suchten Rat. Auch Kaiser Barbarossa. 1165 gründete sie noch ein Kloster: das Kloster Eibingen, das auch heute noch besteht.

Hildegard war sicher eine der wichtigsten Frauen in Deutschland und ihrer Zeit weit voraus. Sie war „Seherin“, Künstlerin, Musikerin, Ärztin, Köchin, Dichterin, Politikerin, Theologin, Predigerin, Psychologin, Beraterin, Unternehmerin, Umweltschützerin… Alles in einem! Sie hatte keine Angst – sie stritt mit Bischöfen und Königen.

1632 wurde das Kloster Rupertsberg zerstört, Hildegards Überreste wurden nach Köln, später nach Eibingen gebracht. Theodor Schnitzler nannte sie Deutschlands größte Frau. In neuerer Zeit hat Hildegard besonders mit ihren Vorstellungen von Naturheilkunde und Ernährung wieder große Beachtung gefunden. Papst Benedikt XVI. erhob sie im letzten Jahr zur Kirchenlehrerin.