Fronleichnam am 30. Mai in und um die Jugendkirche auf dem Hahn: „ALLE(S) INKLUSIVE“


Der Tag fing etwas „holprig“ an: Am Bahnhof in Wittlich gab es Verwirrung: der Bus war pünktlich, aber die Hälfte der Teilnehmer fehlte. Leider gab es zwei verschiedene Anfangszeiten auf zwei verschiedenen Anmeldezetteln. Gut, dass die Pfadfinder vom Stamm St. Michael in Sohren einen VW-Bus haben. So kam auch die zweite Gruppe rechtzeitig zur Jugendkirche „crossport to heaven“ am Flughafen Hahn. Einige Gehörlose aus dem Saarland kamen mit Polizei-Begleitung an – sie hatten die Kirche nicht gefunden, die Polizei brachte sie persönlich dorthin!


Um 11.20 Uhr ging es los: Projektleiterin Franziska Fey konnte über 40 gehörlose  Erwachsene, einige gehörlose Kinder, über 20 (hörende) Kinder und Jugendliche und einige (hörende) Erwachsene aus dem Dekanat Simmern-Kastellaun begrüßen. Sie alle wollten zusammen einen Erlebnistag verbringen unter dem Thema: „ALLE(S) INKLUSIVE“.(Hinweise zum Thema)

 

Klaudia Bork und Ralf Schmitz hatten 20 Kommunikationsregeln für den Umgang von Gehörlosen und Hörenden zusammen gestellt. Sie sorgten für Information und Spaß.

Dann erklärte Franziska den Ablauf des Tages. Nach dem Mittagessen sollten 4 Stationen besucht werden: ein Bauernhof, der Terminal auf dem Flughafen, der Autohof „Bohr-Insel“ und die Landespolizeischule. Sie alle befinden sich in der Nachbarschaft der Jugendkirche. Wie die „Kundschafter“ aus dem Buch Numeri in der Heiligen Schrift sollten alle die 4 Stationen „auskundschaften“: Welche Menschen gibt es dort? Was gibt es dort zu sehen? Welche Gefühle haben wir? Wofür wollen wir beten? So entstanden die Fürbitten für die Heilige Messe am Nachmittag. Das Besondere: Die Kundschafterteams waren gemischt: Hörende und Gehörlose, Junge und Alte, Kinder und Erwachsene. Frauen und Männer, Einheimische und Fremde. Dazu konnten sich alle eine „Fahrkarte“ holen – und dann schon in den Teams zusammen zu Mittag essen.


Nach dem Mittagessen fuhren die „gemischten Kundschafts-Teams“ zu ihren Stationen.Hier einige Bilder und die Rückmeldungen der Teams.

Auf dem Bauernhof
Was  haben wir gesehen? Wem sind wir begegnet?
Wir haben die Geburt von einem Kälbchen gesehen, die Kühe haben das Kälbchen abgeleckt. Wir sind dem Bauern begegnet.
Wie waren unsere Gefühle?
Ein schönes Gefühl, die Kühe laufen auf diesem Bauernhof frei herum, früher waren sie fest gemacht. Es war ein schönes Gefühl, dass Nachwuchs kam: ein Kälbchen. Wir waren sprachlos, weil wir das sehen konnten! Wir waren erstaunt, dass die Kühe über Zäune springen können.
Was haben wir Neues gelernt?
Wie ein Kalb geboren wird; dass die Kühe keine Milch geben, wenn sie aufgeregt sind. Dass die Kühe „schreien“ (muhen), um den Bauern zu rufen, wenn das Kalb kommt.

Auf dem Flughafen-Terminal
Was haben wir gesehen? Wem sind wir begegnet?
Geschäfte (Kleidung, Schmuck), Gepäckkontrolle, Flugzeuge, Europcar, Sixt, Hertz, Ryanair, Informationsstand, WC-gute Bezeichnung, Schäfer-Imbiss, Bäckerei, Back-Café,  Imbiss Mc Donalds, Menschen aus anderen Ländern – sie haben geschlafen, Fotos gemacht, gelesen. Wir hätten uns gewünscht: Geschäfte in der oberen Etage.
Wie waren unsere Gefühle?
Ein schöner Tag, und auch gutes Wetter, viel besichtigen, Mit dem Flugzeug fliegen wie Fernweh, aber auch Lärm, Gefühl, wir wollen auch fliegen – wie Engel.
Was haben wir Neues gelernt?
Viele Informationen gesehen, wie und wann fliegt ein Flugzeug ab? Das Zeichen von Ryanair ist eine Harfe. Bei einer Telefonstelle kann man sms schicken, E-Mail, Internet und Bildtelefon benutzen, ein neues Zeichen: Das Auge für „Kontrolle“. Flugservice, Reisebüro, Imbiss, Eis-Café.

Auf dem Rasthof „Bohr-Insel“
Was haben wir gesehen? Wem sind wir begegnet?
Schöne Bilder (z. B. Petersdom in Rom), rote Sessel und Hochlehne, bequeme Polster, große, gelbe Krone (Burger-Restaurant), Fernseher toll! Schiff, Flugzeug, Hut mit roten Kugeln.
Wie war unser Gefühl?
Schön Gefühl, gut gefallen, schön, zufrieden, sehr gut, prima.
Was haben wir Neues gelernt?
Weg bis Bohr-Insel sehr gefährlich und weit von der Jugendkirche. Deshalb Bus. Name: Bohr-Insel, Grund: Chef selbst Name Reisebüro Bohr. Fa. Bohr kenne ich schon wegen Post bekommen, aber ich wusste nicht Nähe Flughafen Hahn. Erstes Mal hier! Viel Neues gesehen!


In der Landespolizeischule
Was haben wir gesehen? Wem sind wir
begegnet?
Campus der Landespolizeischule, Sportanlage, Bistro, Schule, Fitnessraum, 2 Auszubildende haben sich Zeit genommen und uns auf dem Gelände der Schule herum geführt.
Wie war unser Gefühl?
Am Anfang waren alle noch ein bisschen nervös, auch die Auszubildenden. Später wurden sie aber lockerer im Umgang mit uns.
Was haben wir Neues gelernt?
Die Ausbildung zum Polizisten dauert auch nur 3 Jahre. Wir hatten gedacht, dass sie länger ist. Waffenpflege. Viel Sport.

Wie die Kundschafter in der Bibel kamen alle Gruppen mit vielen Eindrücken und Gefühlen zurück. In der Heiligen Messe wurden sie gesammelt. Die wichtigste Erfahrung aber war die Gemeinschaft, ganz unterschiedlich und trotzdem gemeinsam auf dem Weg zu sein. Auch im Gottesdienst. So spielte die Band „Pitter und Paul“ unter der Leitung von Clemens   Fey mit Jugendlichen aus dem Dekanat Simmern. Dazu kam der Gebärdenchor: Helga Kleefuss und Margarete Barz hatten kaum Zeit zu üben, aber sie sind seit vielen Jahren ein gut eingespieltes Team.


In den Fürbitten wurden die Anliegen der 4 Stationen aufgegriffen und vor Gott getragen.
Bauernhof:
Wir hoffen, dass das Wetter gut ist und der Hof eine gute Ernte hat;
dass noch viele Kühe geboren werden.
Wir hoffen, dass es 4 gute Jahreszeiten gibt.
Wir hoffen, dass alle Kühe auch so eine gute Geburt haben.
Herr, erbarme dich.

Terminal auf dem Flughafen:
Wir bitten, dass der Flughafen Hahn unserer Region erhalten bleibt und so die Arbeitsplätze gesichert sind.
Wir bitten, dass alle Fluggäste sicher und wohlbehalten an ihrem Reiseziel ankommen.
Herr, erbarme dich!

Bohr-Insel:
Guter Gott, wir beten für freundliche Mitarbeiter bei der Bohr-Insel und für alle Menschen, die keine Arbeit haben.
Wir beten für alle, die unter Stress leiden und eine Pause brauchen.
Herr, erbarme dich!

Landespolizeischule:
Beschütze die Polizisten weiterhin im Kampf für Gerechtigkeit.
Lass die Polizei auch einen Kurs in Gebärdensprache machen.
Herr, erbarme dich!

Die Trauben wurden zusammengefügt zu einer großen Traube – so wie im Buch Numeri. Dort war die Traube so groß und schwer, dass 2 Männer sie tragen mussten. Bei uns haben 2 Frauen die Traube über dem Altar aufgehängt – und bekamen viel Applaus dafür!

In der Heiligen Messe haben wir gefeiert, dass Jesus uns seinen Leib und sein Blut gibt – in dem Brot, das aus vielen Körnern gemahlen wird und in dem Wein, der aus vielen Trauben ausgepresst wird. Wir sind mit unseren Unterschieden gemeinsam der Leib Christi in unserer Welt und Zeit: alle inklusive. Alle zusammen.

Nach dem Kommunion ging das Fest „ganz menschlich“ weiter: mit dem „8. Sakrament der Gehörlosen: Kaffee & Kuchen“ (Die 12 tollen Kuchen waren schnell weg!), mit Musik von der Band, Zeit zum Tanzen und Toben für die Kinder, bei Musik und Licht und Weihrauch. In einer „Holz-Monstranz“ war Jesus ganz in unserer Mitte: in Brot und Wein. Die Monstranz ist ein Geschenk der Jugendkirche der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Jesus in der Mitte der Gemeinschaft, ganz nah bei den Menschen!

Zum Abschluss kamen alle nochmal zusammen: zum Dank und Segen. Ein besonderer Dank gilt dem Vorbereitungsteam, dem Küchenteam, der Band, den Stationsbegleitern. Ganz besondern dankten alle der Projektleiterin Franziska Fey, die nicht nur ihre Bachelor-Arbeit geschrieben, sondern auch noch das Projekt vorbereitet und durchgeführt hat.
Sie bekam als Dank ein „Ehren-Polo-Shirt“ der Gehörlosengemeinde.
Zum Schluss wurden wir mit dem „Brot des Lebens“ gesegnet – für den Heimweg und für unser ganzes Leben. ALLE(S) INKLUSIVE.



Die Begeisterung war groß. Einige gehörlose ältere Menschen tanzten zum Abschied zur Disco-Musik. So haben wir wohl noch nie Fronleichnam gefeiert. In der Jugendkirche „crossport to heaven“ waren wir sicher noch nicht zum letzten Mal! (rs)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 Gedanken zu “Fronleichnam am 30. Mai in und um die Jugendkirche auf dem Hahn: „ALLE(S) INKLUSIVE“

  1. Ein gelungenes Fronleichnamsfest ! Wäre gerne dabei gewesen. Endlich mal etwas anderes als immer nur eine Prozession sondern selbst aktiv mitgestalten.

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