Neuwied – Die 17-jährige Anna schleift eine alte Kirchenbank ab, Matthias (12) spachtelt ziemlich professionell ein Loch in der Wand zu, und der 15-jährige Andreas kontrolliert, welche Farben vorhanden sind. Normalerweise sitzen die drei um diese Uhrzeit – es ist halb zwölf – in den Bänken der Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige in Neuwied, doch an diesem Vormittag des 14. Juni ist ihre gemeinsame Aufgabe, das Außengeländer der Neuwieder Tafel zu verschönern. Sie gehören zu einer 22-köpfigen Gruppe, die sich bei der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) engagiert.
Katja Groß von der Katholischen Gehörlosengemeinde im Bistum Trier gehört zur Betreuergruppe. Sie erzählt, dass die Idee zur Beteiligung der Gruppe in der Religionskonferenz der Schule entstanden sei. Das laufe alles ganz unkompliziert, freut sich Groß. Nicht nur, dass die Schule den engagierten jungen Leuten eine Unterrichtsbefreiung gibt, sie stellt auch die Turnhalle als „Stützpunkt“ zur Verfügung, wo die Gruppe schlafen und essen kann. „Das ist ein Geschenk.“ Und neben dem evangelischen Pfarrer Detlef Kogge, der ebenfalls an der Schule tätig ist, sind sechs Lehrerinnen und Lehrer als Betreuer aktiv. Groß erklärt, dass es der Gruppe wichtig war, keine Aufgabe speziell für Gehörlose zu erledigen, sondern „bewusst raus zu gehen und etwas für die Allgemeinheit zu leisten“.
Ihren Einsatz für die Neuwieder Tafel, die von der örtlichen Caritas getragen wird, hätten die Jugendlichen, die zwischen 11 und 17 Jahre alt sind, mit Begeisterung aufgenommen, berichtet Groß. Gleich nach der Bekanntgabe seien sie zum Gelände gefahren, hätten geschaut, was zu tun ist und wer welche Aufgabe übernimmt. „Die erste Reaktion war: Hier ist viel zu tun“, sagt Groß. Doch selbst wenn vielleicht nicht alle Pläne umgesetzt werden könnten, tue das der großen Motivation keinen Abbruch. Auch die Tatsache, dass die Gruppe vor Ort kein „natürliches Netzwerk“ hat, weil kaum einer der Beteiligten aus Neuwied kommt, habe sich als unproblematisch erwiesen, betont Groß. Von der Kirche der Jugend in Koblenz habe man vier alte Kirchenbänke bekommen, Material werde privat zur Verfügung gestellt oder könne im Werkraum der Schule entliehen werden. Und Andreas, der in einem Baumarkt unterwegs war, um Farbe zu kaufen, hat einfach nach einer Spende gefragt – und einen Gutschein über 75 Euro bekommen, berichtet er stolz. Und so sind die Mädchen und Jungen schon eifrig am Werken, damit die Bänke ab Sonntag vor der ausgebesserten Mauer bunt verziert den Tafelkunden eine Sitzmöglichkeit bieten. „Ich bin sicher, dass unsere Kunden sich darüber freuen“, sagt Elisabeth Adrian von der Caritas, die auch Projektpartner ist. Sie findet die Idee toll, denn „wenn das Umfeld gut aussieht, ist das für das Tafelangebot insgesamt gut“.
Unter dem Motto „Uns schickt der Himmel“ engagieren sich junge Leute bei der bundesweit größten Sozialaktion – der 72-Stunden-Aktion des BDKJ. Vom 13. bis 16. Juni verwirklichen deutschlandweit rund 170.000 junge Menschen in 72 Stunden Projekte. Im Bistum Trier sind über 5.000 junge Leute in 250 Gruppen mit dabei. Weitere Informationen zur 72-Stunden-Aktion gibt es im Internet unter: www.72stunden.de, Facebook: www.facebook.com/72stundentrier.
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