„Was die Polizei über Gehörlose wissen sollte – um umgekehrt!“ Polizei-Studierende treffen Gehörlose in Ochtendung am 20. März

Die Hochschule der Polizei in Rheinland-Pfalz liegt in der der Nähe des Flughafens Hahn. Die KGG hat sie schon einmal an Fronleichnam 2013 besucht. Jetzt sucht die Hochschule den Kontakt zu gehörlosen Menschen. So kam Christine Telser zum Franz-von-Sales-Fest Ende Januar nach Trier. Ein Gespräch mit Pfr. Ralf Schmitz brachte ein paar Ideen und Kontaktmöglichkeiten: Ab Mai wird es in der Hochschule einen Kurs in Gebärdensprache geben – auf den Bedarf der Polizei abgestimmt. Gebärdensprach-Dozentin Klaudia Bork wird diesen Kurs durchführen. Wir werden davon berichten!

Das 2. Projekt: Am 20. März kamen 2 Studierende zu einem Vortrag mit Gespräch ins Altenheim St. Martin in Ochtendung. Beide haben sich schon mit den Bedürfnissen von Menschen mit Hörschädigung beschäftigt.

Michael Duven hat seine Abschluss-Arbeit (Thesis) zum Thema „Die Polizei und Menschen mit Hörschädigung“ geschrieben. Jetzt gibt es ein Projekt für die nächsten 2 Jahre. Dabei wird er das Thema weiter bearbeiten. Er wollte wissen: „Wo haben gehörlose Menschen schon mal Kontakt mit der Polizei gehabt? Wie war der Kontakt? Was ist schief gelaufen?“ Wir haben dann interessante Geschichten gesehen und gehört:
Von einer Verkehrs-Kontrolle, von einem Besuch auf der Polizei-Wache, von einem Verkehrs-Unfall. Die Probleme: Missverständnisse, kompliziertes Deutsch, Gegen-Sprechanlage, die Gehörlose natürlich nicht benutzen können. Herr Duven war sehr interessiert – und hat viele neue Ideen für sein Projekt mitgenommen.
Thomas Meurer schreibt seine Abschluss-Arbeit über das Thema „Notruf-App“ für das Smartphone. Wie können Gehörlose Menschen die Polizei oder den Rettungsdienst über einen Notfall informieren? Wir hatten über dieses Thema auch schon im Arbeitskreis „Politik-Soziales-Bildung“ gesprochen.
Herr Meurer wird einige Programme ausprobieren und sehen, welche Vor- und Nachteile sie haben. Auch er wollte wissen, was Gehörlose darüber denken und welche Probleme es bisher gibt. Wieder sahen wir verschiedene Geschichten – von einer Panne auf einer Brücke mit viel Verkehr, von einem Notfall bei einem Waldspaziergang und anderes mehr. Es geht immer darum, schnell zu sagen WAS passiert ist und WO es passiert ist.
Wir erzählten auch davon, dass die Notruf-SMS von einem Ministerium in Mainz abgelehnt wurde. Keiner der Teilnehmer beim Vortrag haben bisher jemals das NOTRUF-FAX benutzt. Es ist zu kompliziert und zu unpraktisch und nur im Haus zu benutzen. Einer sagte: „Mein bester Notruf ist mein Sohn, der kommt sofort!“

Es war ein interessanter Nachmittag. Beide Seiten haben viel gelernt. Zum Beispiel das der Begriff „Hörschädigung“ für die Kommunikation nicht hilfreich ist. Entweder brauchen Menschen vor allem visuelle Kommunikation (Gebärdensprache, zur Not „Aufschreiben“, ganz selten „Ablesen“) oder sie brauchen akustische Verstärkung (Schwerhörige, CI-TrägerInnen). Wir haben auch über Fern-Dolmetschen gesprochen (Dienste wie TESS, Verbavoice und andere), über Skypen und andere Dienste – wenn Gebärdensprachdolmetscher nicht zur Verfügung sind.
Die wichtigste Erfahrung: Polizei und Gehörlose brauchen voreinander keine Scheu oder keine Angst zu haben. Mit etwas Vertrauen und Mut findet sich auch in einer komplizierten Situation eine Lösung. Das gemeinsame Motto „Lösungen schaffen statt sich auf Probleme konzentrieren“.

Ein paar schöne Ideen sind entstanden: Vielleicht können die Polizei-Studierenden mal mit „echten“ Gehörlosen eine praktische Übung machen. Und umgekehrt: Vielleicht kommen ein paar Polizei-Studierende oder Polizisten zu einem Aktionstag in die Gehörlosengemeinde: „Wie verhalte ich mich bei einem Unfall richtig?“ „Wie kann ich die Kommunikation mit der Polizei verbessern?“Herr Duven und Herr Meurer wollen mit uns in Kontakt bleiben. Herzlichen Dank an die beiden – und an alle TeilnehmerInnen bei dem interessanten Nachmittag. Danke auch an das Altenheim St. Martin und die Leiterin Frau Herzog-Sauer. Sie haben wie immer für den Vortrag ihre Kapelle und nachher ihre Cafeteria zur Verfügung gestellt – für das 8. Sakrament: Kaffee & Kuchen.

 

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