30. April

„Vergebung erfahren“

Tausende von Fürbitten und Gebetskerzen aus dem Dom wurden von der Wallfahrtsleitung in die Stationskirchen gebracht, damit in den Anliegen der Menschen gebetet wird. In „Herz-Jesu“ wurden Bitten und Lichter als kostbare Schätze behandelt. Sie wurden alle gelesen, bedacht, gebetet, gebündelt, zu größeren Themenkreisen zusammen gefasst.

 

Durch die Präsenz der Wallfahrtsteams konnte die Herz-Jesu-Kirche ganztags offen bleiben. Sie ist sonst nur zu den Gottesdiensten geöffnet. Es kamen nicht die großen Pilgerströme, dafür aber Menschen aus der Nachbarschaft. Nachdem sie mehrfach an der offenen Kirchentür vorbei gelaufen waren, mit einem scheuen Blick in das Kircheninnere, trauten sie sich hinein, nach der Arbeit oder nach dem Einkauf.

Auch ein Stadtratsmitglied war dabei. „Ich wohne in der Nachbarschaft und ich war noch nie in dieser Kirche. Sie ist immer verschlossen!“ Er kam gerade vom Empfang des Oberbürgermeisters für den Päpstlichen Gesandten zur Heilig-Rock-Wallfahrt. Er interessierte sich für die Kirche, ihre Ausstattung, für die ARCHE und für die Menschen, die ihn so freundlich und unaufdringlich empfingen – mit einem Wort, mit Kaffee, Sprudel und den Heilig-Rock-Keksen.

 

1. Mai

Die Menschen, die kamen, konnten die Kirche besichtigen, sich ein wenig ausruhen, eine Kerze anzünden, Informationen über die ARCHE und GLAUBE & LICHT sammeln. Vor allem konnten sie reden. Ihre eigenen Geschichten erzählen, von früher, aus der Nachbarschaft der Kirche, aus ihrem persönlichen Leben. Es waren auch viele Kirchengeschichten dabei, schöne und noch mehr traurige. Es war ein Zeichen von Heilung und Vergebung, dass sie hereingekommen sind.

Eine Frau mit russischem Hintergrund kam täglich – um Stricken zu lernen, angeleitet durch ‚die fromme Nudel‘. Dabei erzählte sie in gebrochenem Deutsch aus ihrem Leben in der alten Heimat und in diesem fremden Land, das jetzt ist Heimat ist und von ihrer Suche nach Halt und Glück.

Es gibt eine verborgene scheue Sehnsucht nach Gott, gleich um die Ecke, in der Nachbarschaft, im Alltag des Trierer Südens. Die wenigsten dieser Besucher werden den Weg in den Dom gefunden haben. Trotzdem sind sie Jesus begegnet.

 

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2. Mai

„Von Jesus geliebt“

Ein besonderes Erlebnis war das Abendlob, im Dom, ganz nah am Gewand Jesu. Die Wallfahrtsleitung hatte bewusst die ARCHE und GLAUBE & LICHT gebeten, ein solches Abendlob zusammen mit dem Gebärdenchor „Salve“ der Katholischen Gehörlosengemeinde und dem Chor „Singflut“ der Pfarrei St. Matthias zu gestalten. Mehr als 1000 Menschen erlebten einen unvergesslichen Abend, genauso wie alle, die beim Abendlob mitwirkten.

„Ein Gewebe ganz eigener Art ist entstanden in der Stationskirche Herz Jesu: ein Gewebe aus Menschen mit und ohne Behinderung. Ein Gewebe aus Menschen, die mit ihren Stimmen und mit ihren Händen sprechen, singen und beten. Ein Gewebe aus Liedern, Worten und Gebärden – aus dem Schatz der ARCHE und dem Schatz der Gehörlosengemeinde.“ So hieß es in der Begrüßung. Dieses flüchtige Gewebe brachten die drei Gruppen gemeinsam zum Heiligen Rock: als Dank, als Botschaft und als Bitte. Moderne Kirchenlieder aus Nordamerika wurden vom Gebärdenchor und vom Chor „Singflut“ vorgetragen. Dazwischen lasen Elisabeth und Ole aus der ARCHE Tecklenburg Texte vor, die aus den Gedanken der Wallfahrtsteams zu den „Tagesthemen“ von Jean Vanier entstanden waren. Eine Frau bedankte sich im Anschluss: „Das war ganz besonders, ganz anders. Keine blutleeren Texte. Das war frisch, durchlebtes Leben! Die Menschen mit Behinderungen und ihre Begleiter haben uns einen großen Dienst erwiesen. Sie zeigen uns, dass wir alle von Jesus geliebt sind!“

 

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3. Mai

Das Gewand Jesu hat die Teammitglieder in unterschiedlicher Weise angesprochen. Einige waren vom Gewand selbst beeindruckt, andere taten sich eher schwer damit. Eine Freundin der ARCHE lebt in Berlin und ist Baptistin. Sie hat eine Woche lang in einem Team mitgearbeitet. Für sie ist der Dom und das Gewand Jesu ins Zentrum gerückt. Für sie ist dadurch die Menschlichkeit Jesu so deutlich geworden wie nie zuvor. Sie war überrascht, dass sie sogar das Bedürfnis verspürte, das Gewand zu berühren. Zuvor hatte sie die katholische Kirche mit ihrer Verehrung von Reliquien belächelt, sagte sie. Jetzt nicht mehr.

4. Mai

Ein Priester aus einem anderen deutschen Bistum war einige Tage zu Gast. Er hatte ebenfalls Vorbehalte. Er befürchtete einen Reliquienkult, wie es ihn in vergangenen Jahrhunderten gegeben hat. Er befürchtete, einen rückwärtsgewandten Katholizismus, in dem die Reihen wieder geschlossen werden sollen – in Abgrenzung zur Welt und zu anderen christlichen Konfessionen. Gegen seine Befürchtungen stand nur die Tatsache, dass die ARCHE sich aktiv an der Wallfahrt beteiligte. Er ließ sich ein auf die Zeit in der Nähe des Gewandes Jesu. Seine Bedenken schmolzen mit jeder Erfahrung, die er machte. An seinem Abreisetag dankte er für eine wunderbare Wallfahrt, die ihn sehr berührt habe. Er sei Jesus, dem Lebendigen, begegnet.

„Jesus lebt. Er ruft jeden von uns beim Namen. So offenbart er, dass er uns liebt“ (Jean Vanier).

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5. Mai

„Von Jesus gesandt“

Die Bitte um die Einheit im Glauben und im gemeinsamen Zeugnis gehört zu den Herzensanliegen Jesu und zur Wallfahrt. Das Christusgebet bringt es auf den Punkt: „Gedenke deiner Christenheit, und führe zusammen, was getrennt ist!“

Auch die ARCHE und GLAUBE & LICHT fühlen sich dieser Bitte verpflichtet. So zog sich das Anliegen der „Gemeinschaft aller Christen im Glauben und Leben“ wie ein roter Faden durch die Gottesdienste und Gebetszeiten in der Stationskirche Herz-Jesu.

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6. Mai

Zur Eröffnung der Wallfahrt nahm die ARCHE und GLAUBE & LICHT an der gemeinsamen Stern-Wallfahrt der katholischen und evangelischen Gemeinden in der Stadt Trier teil. Von der Stationskirche Herz-Jesu ging es mit der Pfarrei St. Matthias zur Konstantin-Basilika und dann zum Dom.

 

7. Mai

Das ARCHE-Gebet am Sonntagmorgen war verbunden mit der Feier der Auferstehung Jesu und dem Taufgedächtnis, das allen christlichen Kirchen gemeinsam ist. Viele spürten das Osterwasser auf dem Kopf und im Gesicht, wenn Elfi aus Österreich mit dem Taufwasser durch die Reihen ging. Sie und auch Ellen aus den Niederlanden segneten kraftvoll und begeistert.

 

8. Mai

An den Sonntagabenden wurde in der Stationskirche Herz-Jesu abwechselnd katholische Eucharistie und evangelisches Abendmahl gefeiert. Die Mitfeiernden erlebten dies als Ausdruck einer „versöhnten Verschiedenheit“, die mit Respekt und Wertschätzung dem Anderen und Fremden begegnet und die aber auch die gemeinsame Sendung in Erinnerung ruft.

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9. Mai

Am Ende der Wallfahrt standen die Feier der Eucharistie und eine Agape, mitten in der Herz-Jesu-Kirche. Das Mahl des Herrn und das anschließende Festmahl des letzten Wallfahrtsteams mit etlichen Gästen richtete den Blick auf das erste Wunder, das Jesus im Johannesevangelium getan hat: bei der Hochzeit zu Kana wurde aus dem Wasser des Alltags der Wein der Vollendung. Der Blick ging aber auch nach vorn und nach oben – zum Gastmahl Gottes, am Ende der Zeiten, zu dem wir unterwegs sind. Ellen aus Roermond/Niederlande bedankte sich bei der Agape für alles, was sie in dieser Woche in Trier erlebt hatte. Sie wirkte wie die „Braut der Hochzeit zu Kana“, die aufsteht und sich bei allen, die da sind, bedankt: bei ihrer Familie, ihrem Mann, den Gästen und ganz besonders bei Jesus. Sie tat das auf Niederländisch. Mehr noch als mit ihren Worten sprach sie mit ihrer Freude zu den Anwesenden.

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