3. Mai

Das Gewand Jesu hat die Teammitglieder in unterschiedlicher Weise angesprochen. Einige waren vom Gewand selbst beeindruckt, andere taten sich eher schwer damit. Eine Freundin der ARCHE lebt in Berlin und ist Baptistin. Sie hat eine Woche lang in einem Team mitgearbeitet. Für sie ist der Dom und das Gewand Jesu ins Zentrum gerückt. Für sie ist dadurch die Menschlichkeit Jesu so deutlich geworden wie nie zuvor. Sie war überrascht, dass sie sogar das Bedürfnis verspürte, das Gewand zu berühren. Zuvor hatte sie die katholische Kirche mit ihrer Verehrung von Reliquien belächelt, sagte sie. Jetzt nicht mehr.

4. Mai

Ein Priester aus einem anderen deutschen Bistum war einige Tage zu Gast. Er hatte ebenfalls Vorbehalte. Er befürchtete einen Reliquienkult, wie es ihn in vergangenen Jahrhunderten gegeben hat. Er befürchtete, einen rückwärtsgewandten Katholizismus, in dem die Reihen wieder geschlossen werden sollen – in Abgrenzung zur Welt und zu anderen christlichen Konfessionen. Gegen seine Befürchtungen stand nur die Tatsache, dass die ARCHE sich aktiv an der Wallfahrt beteiligte. Er ließ sich ein auf die Zeit in der Nähe des Gewandes Jesu. Seine Bedenken schmolzen mit jeder Erfahrung, die er machte. An seinem Abreisetag dankte er für eine wunderbare Wallfahrt, die ihn sehr berührt habe. Er sei Jesus, dem Lebendigen, begegnet.

„Jesus lebt. Er ruft jeden von uns beim Namen. So offenbart er, dass er uns liebt“ (Jean Vanier).

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5. Mai

„Von Jesus gesandt“

Die Bitte um die Einheit im Glauben und im gemeinsamen Zeugnis gehört zu den Herzensanliegen Jesu und zur Wallfahrt. Das Christusgebet bringt es auf den Punkt: „Gedenke deiner Christenheit, und führe zusammen, was getrennt ist!“

Auch die ARCHE und GLAUBE & LICHT fühlen sich dieser Bitte verpflichtet. So zog sich das Anliegen der „Gemeinschaft aller Christen im Glauben und Leben“ wie ein roter Faden durch die Gottesdienste und Gebetszeiten in der Stationskirche Herz-Jesu.

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6. Mai

Zur Eröffnung der Wallfahrt nahm die ARCHE und GLAUBE & LICHT an der gemeinsamen Stern-Wallfahrt der katholischen und evangelischen Gemeinden in der Stadt Trier teil. Von der Stationskirche Herz-Jesu ging es mit der Pfarrei St. Matthias zur Konstantin-Basilika und dann zum Dom.

 

7. Mai

Das ARCHE-Gebet am Sonntagmorgen war verbunden mit der Feier der Auferstehung Jesu und dem Taufgedächtnis, das allen christlichen Kirchen gemeinsam ist. Viele spürten das Osterwasser auf dem Kopf und im Gesicht, wenn Elfi aus Österreich mit dem Taufwasser durch die Reihen ging. Sie und auch Ellen aus den Niederlanden segneten kraftvoll und begeistert.

 

8. Mai

An den Sonntagabenden wurde in der Stationskirche Herz-Jesu abwechselnd katholische Eucharistie und evangelisches Abendmahl gefeiert. Die Mitfeiernden erlebten dies als Ausdruck einer „versöhnten Verschiedenheit“, die mit Respekt und Wertschätzung dem Anderen und Fremden begegnet und die aber auch die gemeinsame Sendung in Erinnerung ruft.

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9. Mai

Am Ende der Wallfahrt standen die Feier der Eucharistie und eine Agape, mitten in der Herz-Jesu-Kirche. Das Mahl des Herrn und das anschließende Festmahl des letzten Wallfahrtsteams mit etlichen Gästen richtete den Blick auf das erste Wunder, das Jesus im Johannesevangelium getan hat: bei der Hochzeit zu Kana wurde aus dem Wasser des Alltags der Wein der Vollendung. Der Blick ging aber auch nach vorn und nach oben – zum Gastmahl Gottes, am Ende der Zeiten, zu dem wir unterwegs sind. Ellen aus Roermond/Niederlande bedankte sich bei der Agape für alles, was sie in dieser Woche in Trier erlebt hatte. Sie wirkte wie die „Braut der Hochzeit zu Kana“, die aufsteht und sich bei allen, die da sind, bedankt: bei ihrer Familie, ihrem Mann, den Gästen und ganz besonders bei Jesus. Sie tat das auf Niederländisch. Mehr noch als mit ihren Worten sprach sie mit ihrer Freude zu den Anwesenden.

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10. Mai

Ein großer Dank gilt denen, die im Vordergrund und im Hintergrund für ein so gutes Gelingen der Wallfahrt und der Stationskirche Herz-Jesu gesorgt hatten – ein Dank gilt denen, die in Trier waren, die in den Gemeinschaften zuhause innerlich teilgenommen haben und nicht zuletzt Jean Vanier, der von Trosly/Frankreich aus die Teams durch sein Gebet und seine Texte unterstützt hat.

 

11. Mai

Ein großer Dank gilt auch dem Bistum Trier, das großes Vertrauen in die ARCHE und GLAUBE & LICHT gesetzt hat – durch die Zuweisung einer Stationskirche. Menschen mit Behinderung haben Pilger und Pilgerinnen begleitet und haben so selbst eine Wallfahrt unternommen.

Alle Teams fuhren verändert nach Hause – todmüde, aber eben auch „beschenkt und beauftragt“. Sie erlebten in Trier, was geschieht, wenn Gott zusammenführt, was getrennt ist: auch Menschen mit und ohne Behinderung. Es entsteht etwas Neues, Ungeahntes. „Das Gewand Jesu ist für uns ein Zeichen seiner Gegenwart geworden. Wir sind Jesus hier begegnet. Er segnet uns und sendet uns. Zuhause, in unseren Gemeinschaften können wir die Menschen lieben und Frieden bringen. So werden wir selbst zu einem Zeichen seiner Gegenwart.“ (Jean Vanier).

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12. Mai

Daniela Eichhorn, evangelische Pfarrerin in Bethel und Mitglied der ARCHE Tecklenburg, hatte nach ihrer Rückkehr aus Trier eine Andacht in Bethel zu halten.

Dort sagte sie: „Ich war zum ersten Mal bei einer richtigen katholischen Wallfahrt, die ich bisher vor allem mit Bayern verbunden hatte. Diese Wallfahrt war in Rheinland-Pfalz, genauer gesagt, in Trier, wo derzeit der „Heilige Rock“ zur frommen Betrachtung offen gelegt ist. Dort sollte ich einen evangelischen Gottesdienst halten, und wenn ich schon einmal dort war, dann habe ich mir natürlich auch den Rock angeschaut. Fromme Gefühle habe ich dabei nicht bekommen.

Und dennoch: manches an diesem Geschehen hat mich auch fasziniert, angefangen damit, dass die Fachhochschule für textile Kunst eine recht interessante Anstecknadel dafür entworfen hat, über eine Sonderschule, die über 1500 bunte Pilgerstöcke (was die 3-fache Menge des ursprünglichen Auftrags war) hergestellt hat, die nun als Kunstobjekte den Domplatz zieren, bis hin dazu, dass diese Wallfahrt als ökumenisches Geschehen konzipiert ist unter dem Motto: ‚Und führe zusammen, was getrennt ist.‘

Was mir daran gefällt: eine ganze Stadt, eine ganze Region und viele Pilger, Wallfahrer und Besucher, die kommen, sind auf einmal involviert in ein religiöses Geschehen, erleben und erfahren etwas von dem, was nach unserer christlichen Überzeugung unser Leben hält und trägt und können, aber müssen nicht, ein vielfältiges Angebot in Anspruch nehmen, das überall in der Stadt präsent ist: von Seelsorgegesprächen angefangen, über kulturelle events, bis hin zu den unterschiedlichsten Gebeten und religiösen Angeboten in den vielen Kirchen der Stadt; ‚mein‘ evangelischer Gottesdienst war eines davon.

Das Bistum Trier hat seine Tunika genutzt, um mit dem Thema des Glaubens unter die Leute und in die Stadt zu kommen, und das einen ganzen Monat lang; ich halte das für eine tolle Gelegenheit, einmal anderes zu hören und zu sehen zu bekommen, als es die ansonsten üblichen Werbeflächen bieten.“