„Wer ist denn jetzt behindert?“ Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Ist die gehörlose Frau behindert, weil sie die Lautsprache der Schülerin nicht versteht? Oder ist es die Schülerin, weil sie die Gebärdensprache der gehörlosen Frau nicht versteht?
Ist der junge Mann behindert, der im Rollstuhl fährt – oder ist die Treppe behindert, die verhindert, dass der junge Mann in ein Gebäude hinein kommt?
Oft wird aus der Sicht der „Mehrheit“ gedacht: Behindert ist, wer anders ist als die Mehrheit.
Schülerinnen des Trierer Angela-Merici-Gymnasiums (AMG) waren zu einem Projekt-Besuch im Trierer Pfarrhaus. Sie wollten wissen, wie Menschen mit Behinderung leben, wie sie mit ihrem Alltag klar kommen.
 
Bald schon ging das Gespräch in eine ganz andere Richtung. „Gebärdensprache“ ist was ganz Tolles, eine Kompetenz, eine Kunst – keine Behinderung. Gebärdensprache ist schwer – schwer zu lernen und zu behalten.
Beate Reichertz aus dem Pfarrgemeinderat erzählte aus ihrem Leben und aus ihrer Schulzeit. Gebärden war damals streng verboten. Die Schüler machten es nur heimlich auf dem Schulhof oder im Internat. Das konnten sich die Schülerinnen „von heute“ gar nicht vorstellen.
Der Besuch der Schülerinnen dauerte 90 Minuten, die Zeit war sehr schnell um. Fred Hammes, Lehrer am AMG, kennt die Gehörlosengemeinde von einigen Besuchen. Er ist begeistert, wie lebendig und froh die Gottesdienste der Gehörlosengemeinde sind.
Am Ende lernten die Schülerinnen ganz schnell das Fingeralphabet – viele konnten schon ihre Namen im Fingeralphabet gebärden.
 
Die Schülerinnen haben viel Neues gelernt – in der kurzen Zeit. Beim nächsten Mal stolpern sie vielleicht über das Wort „Behinderung“  und denken: Da stimmt doch was nicht! Wenn das so ist, haben sie im Pfarrhaus der KGG viel gelernt.